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Immer mehr Pflegebedürftige in Hessen

Kosten steigen enorm an / AOK Gemeinschaft fordert zweckgebundenen Beitrag des Bundes zur Zukunftssicherung der Pflege

Der Fachkräftemangel in der Pflege ist in aller Munde. Zurecht. Denn wie sich der Bedarf an Pflegefachpersonal in Zukunft entwickelt, hängt eng mit der Entwicklung der Pflegebedürftigkeit zusammen. Und die geht in Hessen laut einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) nur in eine Richtung: 2017 waren 5 Prozent der gesetzlich Versicherten auf Pflege angewiesen. Nach den jetzt vorliegenden Prognosen des WIdO wird ihr Anteil bis 2030 auf 5,9 Prozent ansteigen. 2050 werden sogar 8 Prozent der gesetzlich Versicherten Hessinnen und Hessen auf Unterstützung durch die Pflegeversicherung angewiesen sein.

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Damit waren 2017 rund 270.000 Menschen in Hessen pflegebedürftig, 2050 werden es bereits über 420.000 sein. Entsprechend steigt auch der Bedarf an pflegerischer Betreuung stark an. 2030 müssten in Hessen laut WIdO 22 Prozent mehr Pflegekräfte in der Langzeitpflege arbeiten als im Bezugsjahr 2017, im Jahr 2050 sogar 70 Prozent. Und genau hier kommt die Finanzierung ins Spiel. Die Ausgaben der sozialen Pflegeversicherung – ohne die Mittel für den Pflegevorsorgefonds – sind in nur sechs Jahren bundesweit ohnehin schon von 22 Milliarden Euro im Jahr 2012 auf 40 Milliarden Euro im Jahr 2018 angestiegen. Bis ins Jahr 2022 ist nach der Prognose des WIdO eine weitere Erhöhung auf rund 50 Milliarden Euro zu erwarten. Das entspricht einem Anstieg von 230 Prozent in nur 10 Jahren. „Wir brauchen also eine gesellschaftliche Debatte zur Finanzierung der Pflege“, so Ralf Metzger, Politikchef der AOK Hessen. „Als ein Baustein könnte ein zweckgebundener Beitrag des Bundes eingeführt werden, der alle Ausgaben finanziert, bei denen es sich um gesamtgesellschaftliche Anliegen handelt, zum Beispiel die soziale Absicherung pflegender Angehöriger.“

Dass die Hessinnen und Hessen das Thema stark beschäftigt, zeigte eine Umfrage der AOK vom Beginn dieses Jahres. 27 Prozent der Deutschen können sich demnach sehr gut vorstellen, dass in Sachen Pflegekräfte vermehrt auf Quereinsteiger zurückgegriffen wird, um offene Stellen zu besetzen, weitere 46 Prozent können es sich eher vorstellen. Die gezielte Ausbildung von geeigneten Migranten zu Pflegerinnen oder Pflegern favorisieren 23 Prozent, weitere 45 Prozent befürworten dies eher. Allerdings gibt es hierzu auch Skepsis bei jedem Dritten. Eine verbesserte Ausbildung – und damit ist neben einer Spezialisierung auch die Akademisierung des Berufsbildes gemeint – befürworten 43 Prozent der Bundesbürger sehr und weitere 46 Prozent eher, somit eine deutliche Mehrheit. 68 Prozent der Bundesbürger und 60 Prozent der Hessen befürworten verbesserte Arbeitsbedingungen, um den Beruf wieder attraktiver zu gestalten.