AOK-Ärztin zu Gefahren für Kleinkinder im Haushalt
Was brutzelt denn da oben auf dem Herd und riecht so lecker? So manche Forschungsreise von Kleinkindern kann böse enden. Stürze, Verbrennungen und Verbrühungen, Schlucken von Gegenständen, Medikamenten oder giftigen Haushaltsmitteln und sogar Ertrinken sind typische Unfälle – mitunter auch bei Säuglingen.
1,7 Millionen Kinder müssen jedes Jahr nach einem Unfall zum Arzt gebracht, weitere 200.000 sogar im Krankenhaus behandelt werden, so die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e. V. „Tatsächlich sind Unfallverletzungen für Kinder ab einem Jahr sogar die häufigste Todesursache, doch glücklicherweise sind die Zahlen rückläufig“, sagt Dr. Angela Smith, leitende Ärztin bei der AOK Hessen. Über 60 Prozent der Kinderunfälle passieren in der eigenen Wohnung oder in der häuslichen Umgebung, wie Untersuchungen zeigen.
Brennpunkt Küche
Da gerade die bis zu Fünfjährigen nicht groß genug sind, um zu sehen, was auf Arbeits- und Kochflächen herumsteht, greifen sie von unten darauf zu und können sich die Hand an der heißen Herdplatte verbrennen. Auch elektrische Küchengeräte wie Wasserkocher oder Kaffeemaschine sollten für die kleinen Entdecker außer Reichweite sein, das gilt ebenso für die dazugehörigen Kabel. Zusätzlich können Herdschutzgitter und Backofenfensterschutz montiert werden. Tischdecken auf Küchen- und Esstischen sollten entfernt werden, denn Kinder ziehen gerne daran.
Nicht immer kühlen
Bei Verbrühungen muss die mit heißer Flüssigkeit durchtränkte Kleidung rasch, aber vorsichtig ausgezogen werden. Kleinflächige Verbrennungen, zum Beispiel am Finger, werden am besten mit handwarmem Wasser (mindestens 15 Grad Celsius) für zehn bis 15 Minuten gekühlt. Bei großflächigen Verbrennungen, wird nicht gekühlt, da das zu einer gefährlichen Unterkühlung führen kann. Besser ist es, betroffene Körperteile mit einem keimfreien Verbandtuch abzudecken und schnell den Notruf 112 zu wählen. „Brandsalben, Brandbinden oder Öl dürfen nicht auf die Wunde aufgetragen werden, weil sie die Hitze im Gewebe halten und so verhindern, dass die Haut mit Luft versorgt wird“, sagt Medizinerin Smith. Auch sogenannte Hausmittel wie Mehl, Puder oder Öl sind tabu.
Knopfzellen verschluckt
Wird etwas verschluckt, dann schleunigst das Kind mit Kopf und Bauch nach unten über den Unterarm legen und kräftig auf den Rücken zwischen die Schulterblätter klopfen. Größere Kinder vornüberbeugen und feste auf den Rücken zwischen die Schulterblätter schlagen. Hat das Kind Knopfzellbatterien oder Näh- beziehungsweise Stecknadeln verschluckt, muss immer ärztliche Hilfe aufgesucht werden. Spielsachen sollten für das Alter des Kindes geeignet und bei Kindern unter drei Jahren nicht aus Kleinteilen bestehen. Gegenstände, die kleiner als ein Tischtennisball sind, immer außer Reichweite des Nachwuchses deponieren.
Gift mit Wasser verdünnen
Auch Vergiftungen sind typische Notfälle bei Kindern, insbesondere bei den Zwei- bis Vierjährigen. Wenn Geschirrspülmittel, Waschpulver, Möbelpolitur, Nagellack, Putzmittel oder auch Medikamente nicht sicher verwahrt sind, probieren Kinder sie gerne einmal aus. „Symptome einer Vergiftung können von Übelkeit und Erbrechen, Bauch- und Kopfschmerzen bis hin zu Verwirrtheits- und Bewusstseinseintrübungen reichen“, erklärt Smith. Dann heißt es, sofort den Rettungsdienst verständigen, anschließend bei einer Giftnotrufzentrale anrufen. Hier empfiehlt man gegebenenfalls, dem Kind Wasser (ohne Kohlensäure), Saft oder Tee zu geben, damit das Gift verdünnt wird. Verspürt das Kind Brechreiz, im Liegen Kopf zur Seite wenden, im Sitzen Kopf nach vorne beugen und ein Gefäß unter den Mund halten. „Wichtig ist, dass das Kind Erbrochenes nicht einatmet. Das Erbrechen sollte auch nicht künstlich herbeigeführt werden, das kann bei bestimmten Substanzen sogar gefährlich sein“, sagt Smith.