AOK Hessen zum Chronischen Fatigue-Syndrom / Extreme Erschöpfung
Das Chronische Fatigue-Syndrom (kurz: CFS) ist ein noch weitgehend unerforschtes, aber oft schweres Krankheitsbild. Dauerhafte Erschöpfung und viele andere Symptome schränken die Betroffenen zum Teil so massiv ein, dass sie unter Umständen kaum noch am Leben teilnehmen können.
Viele Betroffene wegen ihrer Erschöpfung nur noch reduziert oder gar nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen. Ein Viertel der Betroffenen schafft es nicht mehr, ohne Hilfe das Haus zu verlassen, einigen fällt das Sitzen und Stehen so schwer, dass sie sogar bettlägerig sind. „Das Chronische Fatigue-Syndrom ist nicht einfach zu diagnostizieren und kann manchmal bei der Untersuchung übersehen werden“, sagt Dr. Angela Smith, leitende Ärztin bei der AOK Hessen. Es handelt sich dabei um eine komplexe chronische Erkrankung, die mehrere Systeme im Körper betrifft und über Erschöpfung und Müdigkeit hinausgeht: Die Regulation des Immunsystems, des autonomen Nervensystems und des Energiestoffwechsels in den Körperzellen ist vermutlich gestört.
Infektionen sind oft die Auslöser
Die Ursachen für die CFS sind noch nicht aufgedeckt. Meistens befällt die Erkrankung die Betroffenen recht plötzlich, oft ausgelöst durch eine Infektion. „Häufig waren die Patienten vorher an einem viralen Infekt, zum Beispiel am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt“, so Smith. Andere Betroffene berichten, dass die Erkrankung mit einer Magen-Darm-Infektion, einem grippalen Infekt oder einer Lyme-Borreliose begann. Wieder andere Erkrankte geben vorausgegangene medizinische oder biografische Episoden an, wie schwere Verletzungen, Arbeitslosigkeit oder der Tod eines nahestehenden Menschen. Diskutiert wird, ob es sich bei einem Teil der Erkrankten um eine Autoimmunerkrankung handelt, bei der sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet.
Vielfältige Symptome
Die Patientinnen und Patienten leiden allerdings noch an einer Reihe ganz anderer Beschwerden: Sie können Muskel-, Gelenk- oder Kopfschmerzen, Reizdarmbeschwerden und Schlafstörungen sowie Herz-Kreislauf-Störungen haben. Im Stehen oder Sitzen kann sie Schwindel, Herzrasen und Atemnot befallen. Sie können sich kaum konzentrieren, fühlen sich benebelt im Kopf. Einige sind häufig erkältet, mit erhöhter Temperatur und Halsschmerzen. Auch Sehstörungen, wie verschwommenes Sehen oder ein Tunnelblick kommen vor. Manche reagieren überempfindlich auf Licht und Geräusche.
Wohldosierte Anstrengung
Medikamente gegen die Erkrankung gibt es bisher nicht. Forscher testen, ob Therapien, die das Immunsystem beeinflussen, gegen CFS helfen. Bei der Behandlung geht es deshalb vor allem darum, die Symptome und damit den Alltag in den Griff zu bekommen. „Dafür ist es wichtig, Prioritäten zu setzen, anstehende Arbeiten in Portionen aufzuteilen, frühzeitig Ruhepausen einzulegen und sich Unterstützung zu holen“, meint die AOK-Ärztin. Eine kognitive Verhaltenstherapie kann dabei helfen, Denk- und Verhaltensweisen auf die Spur zu kommen, die die Symptome aufrechterhalten oder verschlimmern. Es gilt zu lernen, Körpersignale frühzeitig wahrzunehmen und mit Stress umzugehen. Techniken zur Entspannung wie Autogenes Training oder Atemübungen werden empfohlen.