Physiotherapie bei Rückenleiden und Haltungsschäden, Ergotherapie nach Schlaganfall oder Stimm- und Sprachtherapie – Corona sorgt in Niedersachsen für einen Einbruch bei Behandlungen im Heilmittelbereich. Das zeigt erstmalig eine Untersuchung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) für das Jahr 2020. Der größte Rückgang erfolgte demnach zu Beginn der Pandemie im zweiten Quartal 2020: Mit nur 780 Behandlungen je 1000 GKV-Versicherten sind das in Niedersachsen 20 Prozent weniger als im Vorjahr.
Einzelne Leistungsbereiche in Niedersachsen im Vergleich 2019/2020:
Sprachtherapie minus 4,3 Prozent, Ergotherapie minus 3,3 Prozent,
Physiotherapie minus 2,4 Prozent. Ursächlich dafür war neben dem harten
Lockdown im Frühjahr 2020 u.a. die Verunsicherung der Patienten in der
Pandemie. AOK-Vorstandschef Dr. Jürgen Peter: „Auffällig ist, dass Kinder,
Jugendliche und junge Erwachsene leider besonders stark betroffen sind.“
Behandlungen in der Ergotherapie nahmen in der Altersgruppe der Fünf- bis Neunjährigen bundesweit um 9,1 Prozent ab, in der Physiotherapie sogar um 12 Prozent. Sprachtherapie sank um 5,6 Prozent (Vergleich 2017 bis 2019).
Mehr Geld für weniger Behandlungen: Aufgrund gesetzlicher Neuregelungen legten die Ausgaben pro Versichertem trotz der Therapie-Rückgänge mit 7,8 Prozent deutlich zu. Im Jahr 2020 zahlte die AOK Niedersachsen 323 Millionen Euro für Heilmittel.
Rund 43,8 Millionen Heilmittelleistungen ausgewertet
Für den Heilmittelbericht 2021/2022 hat das WIdO die insgesamt rund 43,8 Millionen Heilmittelleistungen ausgewertet, die 2020 zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherung abgerechnet wurden. Davon entfielen 14,9 Millionen Leistungen auf die Versicherten der AOK. Der Bericht steht zum kostenlosen Download auf der Homepage des WIdO.