AOK

Pflege-Report zu Pflegeheimbewohnenden

Kooperationen zwischen Professionen stärken und Palliativkompetenzen weiterentwickeln

Zum Alltag in deutschen Pflegeheimen gehören als wesentliche Bestandteile die Pflege und Begleitung von Menschen am Lebensende. Rund jeder dritte, innerhalb eines Jahres verstorbene AOK-Versicherte in Rheinland-Pfalz und dem Saarland lebte in einem Pflegeheim. Mehr als die Hälfte davon wurde in den letzten zwölf Wochen vor dem Tod mindestens einmal in ein Krankenhaus verlegt. Auf Basis von AOK-Routinedaten beleuchtet der Pflege-Report, der vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) herausgegeben wird, Krankenhaus-Verlegungen von Pflegeheimbewohnenden unmittelbar vor dem Lebensende. Eine ergänzende Befragung von 550 Pflegefach- und Assistenzpersonen zeigt den Kontrast zwischen Versorgungswunsch und -wirklichkeit auf.

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„Wir brauchen verbesserte sektorenübergreifenden Prozesse und die Stärkung der berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit. Beispielsweise mit der stärkeren Integration der Hospizdienste in den Langzeitpflegeeinrichtungen wird die Möglichkeit geschaffen, dass Bewohnende in den Pflegeheimen und ihre Angehörigen in der letzten Lebensphase gut begleitet werden können“, sagt Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse. Palliativ-Kompetenzen von Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegenden müssten weiterentwickelt, die interprofessionelle Zusammenarbeit intensiver verzahnt sowie ausreichend personelle Ressourcen bereitgestellt werden, fordert Niemeyer weiter. 

Ein zentraler Indikator für eine qualitativ hochwertige Versorgung von Pflegeheimbewohnenden vor dem Versterben sind Krankenhauseinweisungen. In den Jahren 2018 und 2019 wurden rund 60 Prozent aller Pflegeheimbewohnerinnen- und -bewohner innerhalb der zwölf Wochen vor ihrem Lebensende mindestens einmal in ein Krankenhaus verlegt. Das ist eine im internationalen Vergleich hohe Krankenhaus-Verlegungsrate. Die Krankenhausaufenthalte verdichten sich kurz vor dem Tod. Jeder dritte Pflegeheimbewohnende befand sich 2018 und 2019 in seiner letzten Lebenswoche für mindestens einen Tag im Krankenhaus. Dabei sind Verlegungen in ein Krankenhaus für die hochbetagten, multimorbiden Patientinnen und Patienten mit erheblichen Risiken verbunden: psychische Belastungen, kognitive Verschlechterungen, in der Klinik erworbene Infektionen, Stürze sowie der weitere Verlust von Selbständigkeit sind hier Beispiele. Deutlich mehr als jeder dritte Krankenhausfall in den letzten zwölf Wochen vor Versterben kann – so die WIdO-Analysen – als potenziell vermeidbar klassifiziert werden. Analysiert wurde hierbei die Häufigkeit von so genannten Pflegeheim-sensitiven Krankenhausfällen.

Die Sicht der Pflegefachkräfte 

Jeder Fünfte (von rund 550 Pflegefach- und Assistenzpersonen) erlebt monatlich oder häufiger, dass Bewohnende am Lebensende in ein Krankenhaus eingewiesen werden, obwohl dies aus Sicht der Befragten nicht im besten Interesse der Versterbenden ist. Die Mehrheit der Befragten geben an, dass sie beobachten, dass sich auf Druck der Angehörigen das Behandlungsteam für belastende beziehungsweise lebensverlängernde Maßnahmen entschied, obwohl die Patientenverfügung ein anderes Vorgehen nahegelegt hätte. Die Herausforderungen, die für Pflegefachpersonen bei der Versorgung und Begleitung von Menschen am Lebensende bestehen, werden verstärkt durch die Personalsituation. Dies macht die WIdO-Befragung deutlich: Zwei Drittel der Befragten sieht diese als eher ungenügend an, um die anfallende Arbeit zu erledigen.

Mehr Infos zum Pflege-Report 2022 und kostenloser Download:

https://www.wido.de/publikationen-produkte/buchreihen/pflege-report/2022/

Der Pflege-Report 2022 mit Schwerpunkt „Spezielle Versorgungslagen in der Langzeitpflege“ rückt neben der Versorgung am Lebensende zudem jene Pflegebedürftigen in den Mittelpunkt, die nicht wie im „Normalfall“ aus altersassoziierten Gründen Unterstützungsbedarf aufweisen, beispielsweise Kinder, Jugendliche oder Menschen mit Grunderkrankungen wie frühen Demenzen.