AOK

AOK-Krankenhaus-Report

Reform der Klinikstruktur kann wichtigen Beitrag zur Lösung von Personalproblemen leisten und darf keinesfalls die Versorgungsqualität vernachlässigen

Sowohl die qualitätsorientierte Konzentration von Klinik­leistungen auf weniger Standorte als auch die geplante Verlagerung von Krankenhausbe­handlungen in den ambulanten Bereich können wichtige Beiträge zur Lösung der Personalprob­leme in den deutschen Krankenhäusern leisten. Beides sind Aspekte der anstehenden Krankenhausreform. Untermauern kann das der aktuelle Krankenhaus-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zum Thema „Personal“, der in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Medizinmanage­ment der Universität Duisburg-Essen, Mitherausgeber des Reports, entsteht. Die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland fordert anlässlich der Veröffentlichung des Reports, dass Bund und Land das zentrale Ziel einer besseren Versorgungsqualität für die Patientinnen und Patienten in den Reform-Beratun­gen nicht aus dem Auge verlieren.

Anzeige

Gerade bei den kurzen Krankenhausaufenthalten, die weniger als vier Tage stationär behandelt werden, gibt es ein großes Potenzial für vermeidbare Krankenhaustage und damit auch für eine Entlastung der personellen Situation in den Krankenhäusern. Wenn man das gesamte Potenzial „ambulantisierbarer“ Operationen und Behandlungen betrachtet, könnten noch mehr Krankenhaustage vermieden werden. Auch die geplante Reform der Notfallversorgung eröffne Chancen für eine personelle Entlastung. So werden in Deutschland etwa 50 Prozent der Notfälle stationär aufgenommen, während es in den Niederlanden nur 32 und in Frankreich 22 Prozent sind.

Deutsches Personal versorgt im internationalen Vergleich mehr Fälle

Die eingesetzte Ärzteschaft sowie die Pflegekräfte sind in den vergangenen Jahren zwar stetig gestiegen, aber im internationalen Vergleich versorgt das Personal in deutschen Kliniken im Durchschnitt mehr Fälle als die Beschäftigten in anderen Ländern. Der inter­nationale Mittelwert lag 2019 bei rund zwölf Ärztinnen und Ärzten sowie 27 Pflegekräften pro 1.000 Krankenhaus-Fälle, während Deutschland mit etwa acht Ärztinnen und Ärzten und knapp 19 Pflegekräften pro 1.000 Fällen deutlich unter diesem Wert lag. Ergo gibt es zu wenig Personal für die hohe Zahl von Krankenhausfällen in Deutschland.

Personalsituation wird sich durch langfristige Trends weiter verschärfen

Auch werden einige langfristige Trends die Personalsituation in den Krankenhausstandorten laut Krankenhaus-Report in den nächsten Jahren eher noch verschärfen. Dazu gehört die demografi­sche Entwicklung, die zu einer steigenden Inanspruchnahme der Krankenhäuser führen wird. Grund zur Sorge seien auch vorläufige Daten des Statistischen Bundesamtes zum Rückgang bei der Zahl der Pflege-Azubis und die hohen Ausstiegsraten bei den Berufen im Krankenhaus. Der Krankenhaus-Report 2023 zeigt einige Lösungswege auf, um die Attraktivität der Krankenhäuser als Arbeitgeber zu steigern. Dazu gehören bessere Angebote zur Vereinbarung von Familie und Beruf sowie die Umsetzung von Konzepten für ein innovatives Personalmanagement. Die geplanten Reformen im Krankenhausbereich könnten dazu führen, dass große und personell gut ausgestattete Krankenhäuser entstehen, die auch flexibler auf punktuelle Engpässe reagieren könnten

Qualität im Blick halten

„Für uns ist die Verbesserung der Behandlungsqualität im Sinne der Patientinnen und Patienten stets der Fokus. So auch bei der nun anstehenden Krankenhausreform. Gerade angesichts der immer noch stattfindenden Gelegenheitsversorgung muss sich bei der Versorgung unbedingt etwas ändern“, sagt Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland – Die Gesundheitskasse. „Vergleichsweise hohe Fallzahlen insbesondere im Saarland (2021 bundesweit zweithöchste Fallzahl bezogen auf die Einwohner) bei gleichzeitig niedrigen Schweregraden vor allem in Rheinland-Pfalz (durchgehend niedrigste Fallschwere im Bundesvergleich) sind deutliche Indizien für eine dringend notwendige Strukturoptimierung.“ Viele Patientinnen und Patienten würden noch immer außerhalb onkologischer Zentren behandelt, obwohl die Studie „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen) einen Überlebensvorteil bei Behandlung in einem von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifizierten Zentrum belegt habe. Ebenfalls ergebe sich durch die Konzentration der Schlaganfall-Versorgung auf sogenannte Stroke Units mit adäquater Ausstattung ein ähnlich großes Potenzial für die Vermeidung von Sterbefällen. „Diese beiden Beispiele sind ein klarer Beleg dafür, dass eine qualitätsorientierte Reform der Krankenhausstrukturen erforder­lich ist“, so Niemeyer.

Personalressourcen durch passgenaue Strukturen bestmöglich nutzen

Die dringend nötige Versorgungsmodernisierung lässt sich nur schrittweise gestalten und muss mit der Zuweisung von Leistungsgruppen an die Krankenhäuser beginnen. Diese Gruppen sind aus AOK-Sicht das „Herzstück“ der Reform. Auf Basis der Leistungsgrup­pen können klare Versorgungsaufträge definiert werden, die auf konkreten Strukturanforderungen aufsetzen und sich an den Bedarfen der Bevölkerung ausrichten. Ziel sind der klug geplante, intelligent gesteuerte und qualitätsorientierte Umbau der Strukturen. Ein solcher Umbau kann zu einem wirtschaftlicheren Einsatz der Ressourcen führen. „Durch eine passgenaue Krankenhaus-Landschaft wird dafür Sorge getragen, dass die vorhandenen Personalressourcen sinnvoller als bisher eingesetzt werden. Dadurch verbessern sich die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten nachhaltig“, sagt Niemeyer.

Mehr Infos unter https://www.wido.de/publikationen-produkte/buchreihen/krankenhaus-report/2023