Die umfangreiche Befragung von Schmerzpatient*innen aus Deutschland macht die größten Schmerzherde sichtbar und legt die oft langwierige Suche nach einer passenden Therapie offen.
- Zwei Drittel der Befragten berichten von Schmerzen am Bewegungsapparat. Rückenschmerzen sind der am häufigsten auftretende Schmerzzustand.
- Schmerzen schlagen auf die Psyche, berichten im Schnitt 7 von 10 Patient*innen.
- Eine wirksame Behandlung findet sich durchschnittlich erst nach zwei Jahren und Konsultation mit verschiedenen Experten.
Bad Homburg, 6. Juni 2023 – Anlässlich des diesjährigen Aktionstags gegen den Schmerz am sechsten Juni machen Liebscher & Bracht auf den beschwerlichen Alltag von Schmerzpatient*innen und ihre Anstrengungen auf dem Weg zur Schmerzfreiheit aufmerksam.
Grundlage dieser Erkenntnisse ist eine Befragung von 10.000 Patient*innen mit Schmerzerfahrung zu ihren Erlebnissen im Umgang mit Schmerzen. Die Ergebnisse der Studie wurden im Bericht “Schmerzatlas 2023” veröffentlicht.
Der Aktionstag gegen den Schmerz findet immer am ersten Dienstag im Juni statt. An diesem Tag informieren Kliniken, ärztliche und physiotherapeutische Praxen und andere schmerztherapeutische Einrichtungen die interessierte Öffentlichkeit über Therapiemöglichkeiten und Wege zur Schmerzfreiheit.
10.000 Schmerzpatient*innen befragt: Das sind die Schmerzherde der Nation
Schätzungsweise 12–15 Millionen Menschen in Deutschland haben Schmerzen. Die Sinneserfahrung ist subjektiv, sehr komplex und objektiv oft nur schwer zu erfassen. Aus dem Schmerzatlas geht hervor, dass Rückenschmerzen mit Abstand am weitesten verbreitet sind. Etwa zwei Drittel der befragten Personen (63 Prozent) gibt an, Schmerzen in diesem Bereich zu haben oder gehabt zu haben. Jeweils mehr als 40 Prozent nennen Nackenschmerzen, Schmerzen in den Knien oder Schultern. Jede*r fünfte Befragte leidet außerdem unter Schmerzen an den Händen oder unter Kopfschmerzen.
Ein Schmerz kommt nicht allein
Besonders auffällig ist, dass viele Menschen mehrere Schmerzbereiche angeben. Durchschnittlich leiden die Befragten unter Schmerzen in drei verschiedenen Körperregionen. Ein Grund ist, dass wesentliche Faktoren für Schmerzen – wie beispielsweise Bewegungsmangel – nicht lokal begrenzt, sondern auf verschiedene besonders belastete Körperbereiche wirken.
Schmerzen schlagen auf die Psyche und belasten das Familienleben
Nicht selten wirkt sich die Schmerzerfahrung auf andere Lebensbereiche aus. Durch die dauerhafte Belastung und die damit einhergehenden Einschränkungen kommt es besonders häufig zu Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Müdigkeit oder Depressionen, wie der Schmerzatlas feststellt.
7 von 10 der Befragten berichten, dass die Schmerzen einen Einfluss auf die Stimmung haben. Schmerzen schränken die Betroffenen außerdem in der Bewegungsfreiheit und Lebensqualität ein. Das hat Auswirkungen auf das soziale Umfeld. Fast jede*r Zweite gibt an, dass die Familie unter der Situation leidet.
Dauerhaftes Schmerzleiden begünstigt Schmerzmittelmissbrauch
Die überwiegende Mehrheit der Befragten unternimmt große Anstrengungen, um eine geeignete Behandlung zu finden. Knapp 80 % versuchen, ihre Schmerzen durch Selbstbehandlung mit Übungen zu bekämpfen. Etwa die Hälfte lässt sich in einer Arztpraxis behandeln. Knapp zwei Drittel machen Physiotherapie.
Insgesamt 39 Prozent der Befragten mit Schmerzen nehmen eigenständig Schmerzmittel ein. Diese Form der Selbsttherapie ist nicht ungefährlich. Kurzzeitig und bei der Behandlung akuter Beschwerden sinnvoll, kann eine Schmerzmitteleinnahme über einen längeren Zeitraum ohne fachkundige Begleitung und Kontrolle der Dosierung viele Risiken bergen.
Wirksame Schmerzbehandlung findet sich häufig erst nach zwei Jahren
Ohne Behandlung der Schmerzursachen riskieren Patient*innen eine Chronifizierung der Schmerzen: Auch nach dem Abklingen akuter Symptome bleiben die Beschwerden bestehen und werden dann als eigenes Krankheitsbild angesehen. Für die Schmerzbehandlung ist eine Abklärung der Ursachen von Schmerzen also höchst relevant.
Die individuellen Geschichten der Schmerzpatient*innen sind allerdings oft langwierig und von Rückschlägen gekennzeichnet, zeigt die Auswertung der Befragung. Bei mehr als der Hälfte aller Betroffenen dauert es mindestens zwei Jahre, bis sie eine wirksame Schmerzbehandlung finden.
Besuch bei Expert*innen verspricht keine Soforthilfe
Etwa 40 Prozent der Umfrage-Teilnehmer*innen haben schon zwei oder drei Expert*innen aufgesucht – jeder Zehnte war sogar bei fünf oder mehr Fachkräften. Oft haben diese Besuche nicht zu einer Schmerzlinderung geführt. Im Durchschnitt müssen zwei bis drei Expert*innen konsultiert werden, bis Patient*innen ihre Schmerzen in den Griff bekommen. So wird Leiden unnötigerweise verlängert und einen Chronifizierung des Schmerzes riskiert.
Zur Erhebung
An der Befragung beteiligten sich insgesamt 9.322 Personen (77 % Frauen, 23 % Männer, 0,13 % divers), die über den Newsletter von Liebscher & Bracht zur freiwilligen Teilnahme aufgefordert wurden. Der Pool der Befragten besteht daher in der Mehrheit aus Personen, die bereits Berührung mit dem Thema Schmerz hatten. 91 % der Befragten geben an, in den letzten zwölf Monaten unter Schmerzen gelitten zu haben. Die Daten wurden zwischen August und September 2022 eingeholt.
Der vollständige Bericht kann auf folgender Webseite heruntergeladen werden: www.liebscher-bracht.com/schmerzatlas/report-2023