20 Jahre DMP bei der AOK Bayern
Seit 20 Jahren unterstützt die AOK Bayern chronisch kranke Menschen mit Disease-Management-Programmen (DMP) im Umgang mit ihrer Erkrankung. 2003 startete die Gesundheitskasse ihr erstes DMP für Versicherte mit Diabetes mellitus Typ 2. Ende 2003 gab es rund 500 Teilnehmende. „Aktuell unterstützen wir über 570.000 chronisch kranke Menschen mit insgesamt sechs verschiedenen Versorgungsprogrammen im Umgang mit ihren Beschwerden“, sagte Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern, gestern bei einer hybriden Veranstaltung der größten Krankenkasse im Freistaat zum 20-jährigen DMP-Jubiläum. Mehr als jeder zweite DMP-Teilnehmende in Bayern ist bei der AOK versichert. „AOK-Curaplan, das DMP der AOK Bayern, ist heute ein fester Bestandteil der Versorgung im Freistaat“, so Stippler.
Aktive Teilnahme der Versicherten ausschlaggebend
Entscheidend bei den Versorgungsprogrammen sei, dass die DMP-Teilnehmenden aktiv an ihrer Behandlung mitwirken, erklärte Prof. Dr. Marie-Luise Dierks, Professorin für Public Health der Medizinischen Hochschule Hannover und Leiterin der ersten deutschen „Patientenuniversität“, in ihrem Vortag bei der Veranstaltung. „Gesundheitskompetenz, also die Fähigkeit, Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden, ist für Menschen mit chronischen Erkrankungen eine sehr wichtige Voraussetzung. Diese Kompetenz benötigen sie im Versorgungssystem, aber insbesondere dazu, ihren Alltag mit der Erkrankung gut zu gestalten.“
„Der Erfolg der DMP liegt in der qualitativ hochwertigen und umfassenden Versorgung und Schulung der Betroffenen. Die vertrauensvolle Beziehung zwischen Arzt und Betroffenen mit gemeinsamer Entscheidungsfindung, sowie die Stärkung der Eigenverantwortung der Patientinnen und Patienten sind dabei zentral“, erläuterte Stippler.
Die AOK Bayern unterstützt Betroffene im Umgang mit ihrer Erkrankung, indem sie wichtige Informationsmaterialien wie Handbücher, Checklisten und Notfallpläne bereitstellt. Darüber hinaus werden Schulungen beispielsweise zu Ernährung, Bewegung oder Raucherentwöhnung angeboten.
Qualitativ hochwertige und umfassende Versorgung
Bei der strukturierten Behandlung in AOK-Curaplan erfolgt eine sektorenübergreifende Koordination der verschiedenen Versorgungsebenen – von hausärztlicher über fachärztliche Betreuung bis hin zu Krankenhaus und Rehaeinrichtung. Erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis. Diese übernimmt die kontinuierliche Betreuung der DMP-Teilnehmenden. Mehr als 8.300 bayerische Ärztinnen und Ärzte nehmen derzeit allein am Diabetes Typ-2-Programm der AOK teil. Die Therapie folgt dabei immer den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Leitlinien.
Die Wirkung der DMP in Bayern zeigt der indikationsübergreifende Qualitätsbericht der Gemeinsamen Einrichtung DMP Bayern von 2022 am Beispiel von Teilnehmenden mit Diabetes Typ 2: Im Zeitraum 2010 bis 2019 ist die Anzahl von Amputationen um gut 20 Prozent gesunken. Die regelmäßige Kontrolle der Nierenfunktion lag mit knapp 94 Prozent der DMP-Teilnehmenden sogar über dem Ziel von 90 Prozent. Eine Studie der Uniklinik Heidelberg zeigte zudem eine höhere Lebensqualität und eine höhere Lebenserwartung von DMP-Teilnehmenden mit Diabetes Typ 2: In einem Zeitraum von zwei Jahren waren 8,8 Prozent der Betroffenen gestorben, bei den Nicht-DMP-Teilnehmenden waren es 15 Prozent.
Schnellere Einführung neuer DMP-Programme gewünscht
Handlungsbedarf sieht Stippler bei der Einführung neuer DMP-Programme: „Von der Verabschiedung der Richtlinie für ein neues DMP durch den Gemeinsamen Bundesausschuss bis zur eigentlichen Umsetzung vergeht leider viel Zeit. Insbesondere die umfangreichen rechtlichen Vorgaben beschneiden den Handlungsspielraum zwischen den regionalen Vertragspartnern. Jegliche Vereinfachung der Prozesse ist willkommen.“ So sei der Zeitpunkt zur Einführung der neuen DMP Herzinsuffizienz und Osteoporose derzeit leider nicht absehbar.
DMP aus Sicht von Ärzten und Versicherten
In einer Podiumsdiskussion kam auch die Sicht von Ärzten und Versicherten auf die Disease-Management-Programme zur Sprache. Dr. med. Christian Pfeiffer, Vorsitzender des Vorstands der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), sagte aus Ärztesicht: „Disease-Management-Programme (DMP) haben sich als strukturierte Behandlungsprogramme in den letzten 20 Jahren nachweisbar bewährt und sind für eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung von chronisch kranken Patientinnen und Patienten unverzichtbar geworden.“
Aus der Perspektive der Versicherten erläuterte Carola Sraier, Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Patientinnenstellen (BAGP): „Chronisch kranke Patientinnen und Patienten werden in ihrer Selbstwirksamkeit gestützt, wenn sie über ihre Erkrankung gut informiert sind und die Therapie aktiv mitgestalten können. Die Passgenauigkeit der Information und die Kommunikation sind dabei ein wichtiger Erfolgsfaktor.“
Überblick: Die sechs DMP der AOK Bayern
- Diabetes mellitus Typ 2: 294.125 Versicherte
- KHK: 128.260 Versicherte
- Asthma: 72.649 Versicherte
- COPD: 52.419 Versicherte
- Diabetes mellitus Typ 1: 14.010 Versicherte
- Brustkrebs: 11.287 Versicherte
Versicherte zum Stichtag: 01.05.2023; KHK: Koronare Herzkrankheit; COPD: chronisch obstruktive Lungenerkrankung
Link zur Aufzeichnung der hybriden Veranstaltung „Chronisch gut versorgt. Gesundheitskompetenz aus 1. Hand“ vom 27.07.2023:
Die Vortragenden:
- Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern
- Prof. Dr. Marie-Luise Dierks, Professorin für Public Health an der Medizinischen Hochschule Hannover
moderierte Podiumsdiskussion mit den Vortragenden sowie:
- Dr. med. Christian Pfeiffer, Vorsitzender des Vorstandes der KV Bayern
- Carola Sraier, Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen (BAGP)