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Grenzen der Selbstmedikation

AOK Hessen gibt Tipps zu verschiedenen Wirkstoffgruppen

Selbstmedikation ist praktisch: Ab in die Apotheke und ein rezeptfreies Erkältungs-, Schmerz-, Husten- oder Abführmittel kaufen. Schließlich kann bei leichten Alltagsbeschwerden ein nicht verschreibungspflichtiges Arzneimittel manchmal rasch Abhilfe schaffen. Doch das ist längst nicht so harmlos wie man meint. „Rezeptfreie Arzneimittel haben zwar in der Regel weniger und schwächere Nebenwirkungen. Dennoch hat die Selbstmedikation ihre Grenzen“, sagt Dr. Christoph-Gérard Stein vom Medizinischen Kompetenzcenter der AOK Hessen.

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Allgemein gilt: Patienten und Patientinnen sollten dann einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, wenn die Beschwerden länger andauern, stärker werden oder sich verändern. „Auch bis dahin nie aufgetretene Symptome, hohes Fieber oder starke Schmerzen sind ein Alarmzeichen“, so Stein. Ebenso chronisch Kranke und Schwangere sollten immer zuerst den Arzt oder die Ärztin fragen – genauso Eltern vor einer Selbstmedikation bei kleinen Kindern. Denn eine Behandlung auf eigene Faust kann zum Beispiel schiefgehen, wenn der Betroffene an chronischen Erkrankungen, wie Bluthochdruck, Herz-, Nieren-, Lebererkrankung, Asthma oder Diabetes, leidet.

Vorsicht bei Schmerzmitteln

Besonders Schmerzmittel können gefährliche Folgen haben. Bekannte, auch rezeptfrei erhältliche Substanzen wie Acelylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen oder Paracetamol sind zwar in der Regel gut verträglich und lindern leichte bis mittlere Schmerzen zuverlässig. „Doch werden die Präparate über längere Zeit oder hoch dosiert eingenommen, können sie Nieren, Magen, Darm oder Leber schädigen“, warnt Stein. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann sich erhöhen. Damit nicht genug: Paradoxerweise können Schmerzmittel gegen Kopfschmerzen bei längerem Gebrauch wiederum zu Kopfschmerzen führen – eine Abhängigkeit ist entstanden. „Wegen all dieser Gefahren gilt, dass Schmerzmittel nicht länger als vier Tage hintereinander und höchstens an zehn Tagen im Monat eingenommen werden sollte“, betont Stein.

Nasentropfen sachgemäß verwenden

Auch bei Husten, Schnupfen, Heiserkeit greifen die Deutschen gerne zu rezeptfreien Präparaten. Aber viele Nasensprays und -tropfen, die die Nasenschleimhaut abschwellen lassen und die Atemwege wieder frei machen, können zu einer körperlichen Abhängigkeit führen. Länger als eine Woche hintereinander angewendet, kann ein medikamentenbedingter Schnupfen entstehen, der immer mehr Nasenspray erfordert. Um diese ‚Nasentropfen-Nase‘ zu vermeiden, sollten abschwellende Nasensprays und -tropfen maximal fünf bis sieben Tage hintereinander gebraucht werden“, sagt Christoph-Gérard Stein. Bei Erkältungen ist ein Arztbesuch grundsätzlich dann angesagt, wenn das Fieber auf über 39 Grad steigt, bei eitrigem oder blutigem Auswurf, bei mühsamer Atmung sowie bei rasselnden oder pfeifenden Geräuschen beim Atmen.

Krankheiten auskurieren

Bei den geringsten Beschwerden gleich zu einem Medikament greifen, sollte besser nicht zur Gewohnheit werden. Stattdessen gilt es, den Ursachen auf den Grund zu gehen. So stecken hinter Kopf- oder Rückenschmerzen oft Anspannung, Stress oder Fehlhaltungen. Eine Arbeitspause, ein Spaziergang an der frischen Luft, Rücken- oder Entspannungsübungen können oft Abhilfe schaffen. Bei Erkältungen ist meist Ruhe das Wichtigste. Mal zu Hause bleiben und sich ins Bett legen kann Wunder bewirken. Wenn Patientinnen und Patienten sich mit einem Arzneimittel selbst behandeln, sollten sie auf Nummer sicher gehen. Das heißt: Den Beipackzettel genau studieren und sich bei Unsicherheiten in der Apotheke beraten lassen.

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