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Fast jeder Fünfte hat auf Praxisbesuch verzichtet

Repräsentative Befragung in Hessen: Umfängliches Vermeidungsverhalten / Abstand halten: Den Mitmenschen gelingt es subjektiv weniger

Die Corona-Pandemie und ihre Folgen hat vielfältige Auswirkungen auf die Gesundheit und das Verhalten der Bürgerinnen und Bürger. Eine repräsentative telefonische Befragung von 1.000 Personen im Auftrag der AOK Hessen liefert Hinweise, dass etliche Praxisbesuche vermieden worden sind. Das Verhalten der Mitmenschen bezogen auf das Einhalten des Mindestabstandes wird von Vielen kritisch gesehen.

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Die Hessinnen und Hessen haben in den vergangenen Monaten vor allem eines getan: Verzicht geübt. Eine geplante Reise ins Ausland abgesagt (40 Prozent) oder den Urlaub im Inland (24 Prozent), außerdem genannt werden gecancelte Seminare und Fortbildungen (20 Prozent). Doch auch Prävention und Früherkennung kamen zu kurz, weil Gesundheitskurse ausgefallen sind (das bestätigen 16 Prozent) und der Kontrolltermin bei der Zahnärztin verschoben werden musste (18 Prozent). Ebenso fanden der Check-up oder eine Früherkennung von Krebs nicht statt oder wurden verschoben (13 Prozent), wobei dies eher Frauen bestätigen als Männer. Insgesamt 6 Prozent der Befragten geben an, dass bei ihnen eine geplante Operation nicht stattgefunden hat, fast genauso viele (5 Prozent) konnten ihre Kur oder Reha-Maßnahme nicht antreten.

Angst vor Ansteckung

Ein besonders auffälliges Ergebnis ergibt sich aus der Frage, ob in den vergangenen drei Monaten ein Praxisbesuch trotz gesundheitlicher Beschwerden vermieden worden ist, der ansonsten sicher stattgefunden hätte. Explizit ausgeschlossen waren hierbei Grippe- und Erkältungssymptome. 11 Prozent geben an, dass dies einmalig passiert ist, bei 7 Prozent ist dies mehrmals geschehen – immerhin verneinen dies 80 Prozent. Vor allem Menschen unter 45 Jahren haben aus Angst vor einer Ansteckung mit Corona von der Konsultation eines Haus- oder Facharztes abgesehen, obwohl für den Termin aus ihrer Sicht ein wichtiger Grund vorlag. „Wenn von Mitte März bis Ende Mai tatsächlich 18 Prozent der Hessinnen und Hessen trotz ernsthafter Beschwerden keine Praxis betreten haben, ist das eine besorgniserregende Zahl“, meint Dr. Angela Smith, leitende Ärztin bei der AOK Hessen. Zumal in den Praxisräumen maximale Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden seien. Rechnerisch würde es sich um über eine Million volljährige Menschen in Hessen handeln, die sich so verhalten haben. „Wer ärztliche Hilfe benötigt, darf nicht zögern, diese in Anspruch zu nehmen – das gilt weiterhin und galt schon die ganze Zeit. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich Erkrankungen verschlimmern oder unerkannt bleiben“, so Smith.

Das Verhalten der anderen

Betrachtet wurde auch das Selbstbild und der Blick auf Andere bezogen auf das Abstandhalten im öffentlichen Raum. Die Hessinnen und Hessen zeigen sich, wenn sie Aussagen über sich selbst treffen, sehr diszipliniert: 33 Prozent können die Regeln immer einhalten (Frauen deutlich mehr als Männer), 59 Prozent meistens, 4 Prozent gelingt dies nur selten. Eine auffällige Diskrepanz ergibt sich nun aber aus der Bewertung der Mitmenschen: Nur 7 Prozent würde die Einhaltung der Abstandsregelung immer gelingen, 61 Prozent meistens, aber jedem Vierten nur selten.