In Niedersachsen leiden etwas mehr Menschen an Asthma als im bundesweiten Durchschnitt. Landesweit sind 4,4 Prozent der Bevölkerung betroffen, bundesweit 4,2 Prozent. Das zeigt der neue „Gesundheitsatlas Niedersachsen“, in dem das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) die Häufigkeit von Asthma bronchiale für die Bevölkerung der 45 Städte und Kreise des Landes darstellt. Der Gesundheitsatlas zeigt auf Basis von Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2018 den Handlungsbedarf in den einzelnen Regionen. Innerhalb des Landes gibt es große Unterschiede: Das Spektrum reicht von 3,6 Prozent Einwohnern mit einem vom Arzt diagnostizierten Asthma im Landkreis Schaumburg bis zu 5,3 Prozent im Landkreis Emsland.
„Anhand der Zahlen aus dem Gesundheitsatlas können Landräte und Bürgermeister auf Kreisebene Ansätze entwickeln, um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu verbessern. Vor allem die Risikofaktoren für Asthma müssen von der Politik stärker als bisher in den Blick genommen werden“, so Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen.
Insgesamt 354.000 Menschen mit Asthma in Niedersachsen
Insgesamt leben laut Gesundheitsatlas 354.000 Menschen in Niedersachsen mit Asthma. Die Großstädte Niedersachsens liegen im bundesweiten Vergleich alle im Mittelfeld: Wolfsburg hat hier mit 3,7 Prozent die niedrigste Asthma-Häufigkeit, gefolgt von Braunschweig (4,0 Prozent), Oldenburg (4,3 Prozent), der Region Hannover (4,4 Prozent) sowie Osnabrück und Salzgitter mit jeweils 4,5 Prozent. Insgesamt haben Menschen in den Großstädten etwas häufiger Asthma als in ländlichen Regionen. Ein möglicher Grund ist die Luftverschmutzung, denn diese gilt als Risikofaktor für die Entstehung der Krankheit.
Außerdem zeigen sich Unterschiede nach Alter und Geschlecht: Am häufigsten stellen Ärzte die Diagnose Asthma in Niedersachsen bei Jungen bis 14 Jahren mit 6,2 Prozent und bei Frauen von 70 bis 79 Jahren mit 6,7 Prozent. Die Krankheitshäufigkeit bei den Jungen hat vermutlich anatomische Gründe und lässt sich durch die engeren Bronchien erklären. So kommt es leichter zu einer Verengung der Atemwege, wie sie beim Asthma bronchiale vorliegt. Im Erwachsenenalter sind die Bronchiendurchmesser dann bei Männern größer als bei Frauen. Ein anderer Erklärungsansatz der derzeit erforscht wird, sind die hormonellen Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Auch sie könnten die Geschlechterunterschiede mit erklären.
Zusammenhang zwischen Asthma und Adipositas
In Regionen, in denen viele stark übergewichtige Menschen leben, gibt es auch mehr Asthma-Kranke. In 13 niedersächsischen Kreisen und kreisfreien Städten mit einer hohen Adipositas-Häufigkeit, leiden 4,5 Prozent der Bevölkerung an Asthma.
„Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die Krankheit besser unter Kontrolle gehalten werden kann, wenn stark übergewichtigen Patienten ihr Gewicht reduzieren können. So verringern sie die Symptome und verbessern damit ihre Lebensqualität“, erklärt Dr. Peter.
Strukturierte Behandlung für eine bessere Kontrolle der Erkrankung
Die AOK Niedersachsen engagiert sich seit Jahren für eine bessere und strukturierte medizinische Versorgung ihrer Versicherten mit Asthma. Für viele Asthma-Patienten ist das Programm „AOK-Curaplan“ dazu seit fast 15 Jahren ein fester Bestandteil. Aktuell sind 47.376 Versicherte der AOK Niedersachsen in dieses Programm eingeschrieben. „Die wichtigste Säule der Asthma-Therapie ist, die Erkrankung gut zu steuern. Das gelingt zum einen mit adäquatem Einsatz von Medikamenten. Aber auch der gut informierte Patient ist entscheidend, denn so hat er das Heft des Handelns in der Hand und hat nicht den Eindruck, dass Asthma seinen Alltag dominiert“, so Frank Preugschat, Geschäftsführer Versorgungs- und Kontaktmanagement bei der AOK Niedersachsen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Coronavirus-Pandemie sei dies besonders wichtig, betont Preugschat: „Erste Studienergebnisse weisen darauf hin, dass bei einem gut kontrollierten Asthma nicht von einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf ausgegangen werden muss.“
Neues Verfahren ermöglicht Aussagen auf lokaler Ebene
Für den Gesundheitsatlas hat das Wissenschaftliche Institut der AOK in Zusammenarbeit mit der Universität Trier ein neuartiges Hochrechnungsverfahren entwickelt. Es erlaubt zuverlässige Aussagen zu Krankheitshäufigkeiten in der Gesamtbevölkerung bis auf die lokale Ebene. Unterschiede zwischen den AOK-Versicherten und der Gesamtbevölkerung in Bezug auf Alter, Geschlecht und Krankheitshäufigkeit werden dabei durch ein statistisches Verfahren herausgerechnet. Mit den Analysen möchte die AOK den Akteuren vor Ort fundierte Informationen über das Krankheitsgeschehen in ihrer Region bereitstellen. In die Analyse einbezogen wurden Patienten mit einer ärztlich dokumentierten Asthma-Diagnose oder einer Teilnahme am Disease Management Programm (DMP) Asthma, die zudem ein Asthma-spezifisches Medikament erhielten.