AOK

AOK-Auswertung zum „Tag der Krebsvorsorge“ teils alarmierend

Erneut starke Rückgänge bei Inanspruchnahme von Krebs-Früherkennung um bis zu 22 Prozent / AOK bietet „Vorsorg-O-Mat“ zur Information und Aufklärung

Bei mehreren Krebs-Früherkennungsuntersuchungen für gesetzlich Versicherte gab es im zweiten Pandemiejahr 2021 erneut starke Rückgänge, die sich auch in der Omikron-Welle im 1. Quartal 2022 fortgesetzt haben. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), in der die Teilnahmezahlen der gesetzlich Versicherten mit dem Vor-Pandemie-Zeitraum verglichen werden. Die AOK setzt vor dem Hintergrund der jüngsten Einbrüche ihr Engagement zur Krebs-Früherkennung fort und erklärt den 28. November gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft zum jährlichen „Tag der Krebsvorsorge“. An diesem Tag startet die AOK auch auf ihrer Homepage den „Vorsorg-O-Mat“.

Anzeige

„Der neue jährliche Gesundheitstag soll die Aufmerksamkeit für das Thema steigern und motivieren, sich mit dem Thema Krebs-Früherkennung auseinanderzusetzen. Man kann ganz pauschal sagen: Je früher Tumoren oder Vorstufen von Tumoren erkannt und behandelt werden, desto besser ist die Heilungschance“, sagt Dr. med. Steffen Wagner, Vorstandsvorsitzender der saarländischen Krebsgesellschaft. „Wir wollen mit dem Tag der Krebsvorsorge einen Anstoß geben, dass dringend in der Pandemie versäumte Untersuchungen nachgeholt werden sollten“, erläutert die Vorstandsvorsitzende der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, Dr. Martina Niemeyer.    

Die stärksten Rückgänge gab es im Jahr 2021 – wie schon im ersten Pandemie-Jahr 2020 – erneut bei der Inanspruchnahme der Hautkrebs-Früherkennung (minus 10 Prozent gegenüber 2019 in Rheinland-Pfalz, minus 16 Prozent im Saarland). Im 1. Quartal 2022, das durch die Omikron-Welle geprägt war, war der Einbruch minus 17 Prozent in Rheinland-Pfalz und mit minus 22 Prozent im Saarland gegenüber dem Vergleichs-Zeitraum 2019 sogar noch größer. Die Zahl der Untersuchungen zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs lag im vergangenen Jahr in Rheinland-Pfalz 7 Prozent und im Saarland 10 Prozent unter dem Wert von 2019, im 1. Quartal 2022 gab es ein noch größeres Minus von 10 / 16 Prozent. Weniger ausgeprägt waren die Rückgänge bei der Prostatakrebs-Früherkennung (minus 2 / 3 Prozent im Gesamtjahr 2021 und plus 2 Prozent / minus 5 Prozent im 1. Quartal 2022). Beim Mammographie-Screening hat sich die Situation nach starken Einbrüchen in der ersten Phase der Pandemie normalisiert. Bei den Koloskopien (Darmspiegelungen) ist gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 ein Minus von 6 Prozent / 15 Prozent im Jahr 2021 festzustellen.

Langzeit-Auswertung zeigt viel Potenzial bei regelmäßiger Teilnahme

„Insgesamt gibt es bei der regelmäßigen Inanspruchnahme der Früherkennung noch immer viel Luft nach oben“, sagt Niemeyer. Eine Langzeit-Auswertung auf Basis der AOK-Abrechnungsdaten für die Jahre 2012 bis 2021 macht deutlich, dass die regelmäßige Teilnahme an den Krebs-Früherkennungsuntersuchungen schon vor der Pandemie ausbaufähig war. Sie zeigt, dass die Teilnahmeraten bei allen Untersuchungen zur Krebs-Früherkennung erhöht werden sollten. So wurde nur etwa die Hälfte der Anspruchsberechtigten, die im vergangenen Jahr 65 Jahre alt waren, in den vergangenen zehn Jahren von der Darmkrebs-Früherkennung erreicht. Auch bei der Prostatakrebs-Früherkennung wurden die anspruchsberechtigten Männer insgesamt zu selten oder zu spät erreicht: So nahmen in der Altersgruppe zwischen 54 und 70 nur 26 / 21 Prozent der Männer in mindestens drei der vergangenen zehn Jahre an der Früherkennung teil. Beim Hautkrebs-Screening nahmen in beiden Bundesländern nur 9 Prozent der Männer und 11 / 12 Prozent der Frauen zwischen 45 und 70 Jahren im betrachteten Zehn-Jahres-Zeitraum die Früherkennung mindestens vier Mal in Anspruch.

Besser sieht es bei der Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs aus: Rund 80 Prozent der Rheinland-Pfälzerinnen und Saarländerinnen zwischen 29 und 40 haben den Empfehlungen entsprechend in mindestens drei von zehn Jahren an der Vorsorge teilgenommen. Auch beim Mammographie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs, das in Deutschland schon seit 2009 flächendeckend umgesetzt wird, sind recht hohe Teilnahmequoten in Rheinland-Pfalz zu verzeichnen: Nur rund ein Viertel der anspruchsberechtigen Frauen nahm im betrachteten Zeitraum nicht teil. Das Saarland hingegen stellt mit über einen Drittel an Nicht-Teilnahmen das bundesweite Schlusslicht dar. „Wichtig wäre mir an der Stelle der Appell an die Versicherten: Vorsorgeangebote und Früherkennung bitte kontinuierlich zu nutzen. Umso früher eine Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen“, so Niemeyer weiter.

Forsa-Befragung: Vorsorge wird oft aufgeschoben

Eine bevölkerungsrepräsentative Forsa-Befragung im Auftrag der AOK aus Oktober 2022 zeigt eine hohe Akzeptanz für die Krebsvorsorge: 94 Prozent der rund 1.500 Befragten gaben an, dass sie die Untersuchungen zur Krebs-Früherkennung sinnvoll finden. Allerdings erklärten die Hälfte der Befragten, dass sie das Ausmachen von Terminen zur Gesundheitsvorsorge zumindest ab und zu aufschieben würden. Ein Viertel der Menschen (26 Prozent) gaben an, dass sie wegen anderer Aufgaben keine Zeit und Energie für die Krebsfrüherkennung hätten. 19 Prozent erklärten, schon einmal eine Untersuchung zur Früherkennung über den empfohlenen Kontrolltermin hinausgezögert zu haben, obwohl rückblickend genug Zeit dafür zur Verfügung gestanden hätte.

Langfristige Folgen der Einbrüche bei Vorsorge und Diagnostik

Die langfristigen Folgen der Rückgänge bei Vorsorge und Diagnostik sind noch unklar. Es könnte perspektivisch zu mehr fortgeschrittenen Krebsfällen führen, weil Tumore später als bisher erkannt werden. Eine Auswertung von AOK-Abrechnungsdaten aus den Kliniken zeigt bei den Darmkrebs-Operationen in der Omikron-Welle von Januar bis Mai 2022 ein Minus von 5 Prozent in Rheinland-Pfalz gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 – im Saarland beträgt der Rückgang sogar 43 Prozent. Damit gab es zuletzt wieder ähnlich starke Rückgänge wie in den ersten beiden Pandemiejahren. Die Situation bei den Brustkrebs-OPs weist ein Minus 10 / Minus 2 Prozent auf.

„Vorsorg-O-Mat“

Die AOK startet zum „Tag der Krebsvorsorge“ am 28. November eine Reihe von Informationsangeboten: Ein neuer „Vorsorg-O-Mat“ beispielsweise beantwortet den Nutzerinnen und Nutzern nach Eingabe individueller Informationen wie Alter und Geschlecht die Frage, welche Krebsfrüherkennungs-Untersuchungen anstehen und was die jeweilige Vorsorge genau beinhaltet. Das neue Online-Angebot ist für alle Interessierten unabhängig von der Krankenversicherung nutzbar. Infos zum Tag der Krebsvorsorge: www.aok.de/tagderkrebsvorsorge, Der „Vorsorg-O-Mat“ wird eine eigene Domain www.aok.de/vorsorgomat haben, die ab dem 28. November freigeschaltet wird.

Krebsprävention und Früherkennung – die Saarländische Krebsgesellschaft informiert in Betrieben

Krebsprävention und Früherkennung aktiv in saarländische Betriebe zu tragen, ist ein großes Anliegen der Saarländischen Krebsgesellschaft. Hierzu bietet die gemeinnützige Organisation drei verschiedene Formate: In einem allgemeinen Vortrag geht es darum, wie Krebs überhaupt entsteht und welche Risikofaktoren jeder vermeiden kann. Hier stehen eine bewusste und gesunde Lebensweise sowie Möglichkeiten zur Krebs-Früherkennung im Mittelpunkt. In zwei weiteren, geschlechterspezifischen Vorträgen klären die Experten über die speziellen Risikofaktoren, Präventions- und Früherkennungsmöglichkeiten, jeweils für Frauen und Männer, auf. Weitere Informationen dazu gibt es unter www.krebsgesellschaft-saar.de und 0681 / 30 988 100.