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AOK Hessen: Zu Hause sterben wird selbstbestimmter

Hessenweit einmaliges Pilotprojekt / Allgemeine Ambulante Palliativversorgung wird mit Löwenzahn Hochtaunus erprobt

Bad Homburg, 4. Mai 2023

Die wenigsten Menschen, die nur noch wenige Wochen oder Monate Lebenszeit haben, wollen in der Klinik sterben. Leider geschieht das noch allzu häufig. Ein Pilotprojekt, das ab diesem Mai im Hochtaunuskreis getestet wird, will durch eine umfängliche, digital basierte Koordination dafür sorgen, dass palliative Ressourcen besser genutzt werden. Das bedeutet: Unerwünschte und auch unnötige Krankenhauseinweisungen werden verhindert, weil die ambulante Zusammenarbeit deutlich besser abgestimmt ist.

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An Wochenenden, Feiertagen oder auch abends und nachts passiert es immer wieder: Schwerkranke Patientinnen und Patienten haben plötzlich starke Schmerzen, zum Beispiel einen Krampf, und zur Sicherheit überweist der Notdienst gleich an einen stationären Versorger. „Das geschieht vor allem deshalb, weil ihre Krankengeschichte im Detail nicht bekannt ist und man kein Risiko in dieser Krisensituation eingehen will. Dabei besteht möglicherweise gar keines, sofern andere sinnvolle, vor allem medikamentöse Maßnahmen ambulant ergriffen werden“, erklärt Dr. Robert Gaertner von der Löwenzahn Hochtaunus gGmbH.

Die so genannte Ambulante Allgemeine Palliativ-Versorgung (AAPV) ist in Hessen noch Neuland. Gaertners Konzept hat wiederum die AOK Hessen vollends überzeugt, welche die Finanzierung übernimmt. „Die verlässliche Unterstützung in Krisensituationen für Familien im häuslichen Umfeld und vor allem auch in Pflegeeinrichtungen hat uns letztlich überzeugt. Und wenn das Projekt erfolgreich abgeschlossen wird, kann es gerne ausgeweitet werden“, meint Dagmar Giese, die bei der Gesundheitskasse das Vorhaben eng begleitet. Auch das Sozialministerium unterstützt die Pilotierung.

Betreuung rund um die Uhr

Die Koordination aller Beteiligten erfolgt papierlos und vernetzt das Löwenzahn-Team, die hausärztliche Praxis, Apotheke, Krankenkasse und die Familie miteinander mittels einer eigens entwickelten App. Die Voraussetzung für die AAPV ist eine Verordnung, die insbesondere bei einer Schmerzsymptomatik greift – zum Beispiel wenn plötzliche Krämpfe, Blutungen, Luftnot oder akute Angstzustände drohen. „Das gilt jedoch für die meisten, die palliativ betreut werden, insofern könnte es uns gelingen, dass wir schon in den ersten Monaten über 100 Menschen im Kreis einen Klinikaufenthalt ersparen können“, meint Dr. Gaertner.

Liegt eine Verordnung vor, nimmt das AAPV-Team Kontakt mit der betroffenen Person und der Familie auf. Hierbei wird die gesamte Krankengeschichte aufgenommen, alle Behandlungsoptionen – auch jene im Notfall – sind somit bekannt. Löwenzahn hält auch den Kontakt zur Familie, selbst dann, wenn längere Zeit kein Interventionsbedarf besteht. „Damit haben alle die Gewissheit, in einer möglichen Krise einen bekannten und kompetenten Ansprechpartner erreichen zu können – telefonisch und persönlich, rund um die Uhr“, ergänzt Dagmar Giese. Und wenn so etwas passiert, wird der Patientenwille umgesetzt, weil eine zielgerichtete Versorgung im Heim oder zuhause stattfindet – koordiniert vom erfahrenen AAPV-Team mit Corinna Müller und Fritjof Biging.