Unter dem Motto „Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“ appelliert der BKK-Landesverband NORDWEST anl. des Weltgesundheitstags 2022 (am 7.4.2022) zum Thema „Unser Planet, unsere Gesundheit“ mehr für die Prävention klimasensibler Krankheiten zu tun. „Klimafolgen-Prävention muss wieder zum Überlebensprinzip werden – so wie vor 200 Jahren, als man im Norden angefangen hatte, Deiche zu bauen“, so Dr. Dirk Janssen, Vorstand des BKK-Landesverbandes NORDWEST.
Der Klimawandel führt in Deutschland schon seit Jahren zu einer Ausweitung bestimmter Krankheiten. So war nicht nur der Monat März 2022 der trockenste und wärmste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 (Deutscher Wetterdienst – DWD), nach Auswertungen des BKK-Landesverbandes NORDWEST stiegen in den letzten zehn Jahren in Deutschland die klimasensiblen Erkrankungen drastisch an.
Gründe sind der Anstieg der Temperaturen und die Häufung sehr heißer Sommer. Konkret hat der BKK-Landesverband NORDWEST die Zusammenhänge und die Entwicklung klimasensibler Erkrankungen von mehr als zehn Mio. BKK Versicherten, gleich einem Anteil der Gesamtbevölkerung von 13,4 % (2019), analysiert.
So stiegen die Hitzeschäden und Hitzekollapsen, Dehydrierungen, Borreliose-Infektionen und Pollenallergien in den heißen Jahren 2015, 2018 und 2019 enorm an. Auf 100.000 Versicherte kamen 2019 im Bundesschnitt 120 Fälle solcher „Hitzeschäden“. In NRW waren es mit 91 Fällen dreimal so viele wie 2011.
Von den Klinikeinweisungen dehydrierter Menschen waren vor allem Säuglinge, Kleinkinder und Menschen ab 75 Jahre betroffen. Aber auch Berufsgruppen, die im Freien arbeiten, wie z.B. Spargelstecher sind durch die Hitze überdurchschnittlich betroffen.
Auch die von Zecken übertragene Lyme-Borreliose ist in allen Bundesländern auf dem Vormarsch. Allein NRW verzeichnete in den letzten zehn Jahren einen Anstieg von 50% der Borreliose Fälle.
Darüber hinaus erkrankten in den letzten zehn Jahren in NRW über 35 % mehr Menschen an Heuschnupfen. Gründe liegen in der Verlängerung der Pollensaison, steigende Temperaturen und in Ballungsgebieten mit einer hohen Belastung an Luftschadstoffen verstärken diese Substanzen offenbar die allergene Wirkung der Pollen.
Durch die vermehrte Sonnen- und UV-Einstrahlung, die mit dem Klimawandel einhergehen, erhöht sich auch das Risiko für Erkrankungen der Haut. So stellte der BKK-Landesverband NORDWEST in den letzten zehn Jahren einen kontinuierlichen Anstieg in der ambulanten Behandlung um 78 % fest und einen ebenfalls deutlichen Anstieg der Krankenhauseinweisungen aufgrund bösartiger Neubildungen der Haut. Allein im Jahr 2019 erkrankten mehr als 6% der BKK Versicherten an Hautkrebs.
Neben Hitzewellen haben aber auch die Luft- und Wasserqualität, die Folgen von Extremwetterereignissen, wie Trockenheit, Stürme oder Hochwasser und veränderte Muster in der Ausbreitung von Infektionskrankheiten direkte und indirekte Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.
Neben notwendigen internationalen und nationalen Anstrengungen zum Umwelt- und Klimaschutz, gilt es, auch das Gesundheitswesen auf den Pfad der Klimaneutralität zu bringen. Denn mit einem Anteil von 5,2 % des bundesweiten CO2-Aussstoßes liegt der deutsche Gesundheitssektor nur wenig hinter der Stahlindustrie (fast 6%).
„Ebenso muss das Gesundheitswesen im Sinne der Klimaanpassung selbst wetterfest gemacht werden“, sagt Dirk Janssen. Der BKK-Landesverband NORDWEST fordert daher mehr Investitionen in die Klimafolgenanpassung – vor allem durch besseren Hitzeschutz der KITAS, Schulen, Kliniken und Pflegeheime, zum Beispiel durch hitzeabweisende Fester oder Klimaanlagen.
Erste positive Beispiele zeigen sich in der Stadtplanung: Insbesondere in Ballungsräumen wie dem Ruhrgebiet mit wenig Grün und viel Asphalt, entwickeln sich jetzt Grünanlagen, Windschneisen und Gründächer.
Jedoch können die Menschen auch selbst präventiv was tun: sie sollten sich z.B. besser vor Zecken und UV-Strahlungen schützen und an heißen Tagen viel mehr trinken.
Weitere Informationen zu der BKK Auswertung unter:
https://www.bkk-lv-nordwest.de/bkk-daten-des-bkk-landesverbandes-nordwest-klimawandel-macht-krank/
Weitere Informationen über die BKK Initiative BKK GREEN HEALTH unter: