Das
Präsidium hat in der vergangenen Woche nochmals beraten und einstimmig
bestätigt: Der diesjährige Jahreskongress der Deutschen Interdisziplinären
Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) wird auf jeden Fall in
Präsenz und vor Ort stattfinden. Bewusst wurde kein Hybrid-Format geplant: Der
DIVI22 ist ein reiner Vor-Ort-Kongress zum Austausch und Treffen des gesamten
Teams aus der Notfall- und Intensivmedizin. Vom 30. November bis 2. Dezember
2022 soll das Großevent unter dem Motto „Starke Teams durch Kommunikation” im neuen
CCH in Hamburg stattfinden. „Es wird Zeit, sich endlich wieder zu treffen und
persönlich auszutauschen“, so Kongresspräsident Professor Sebastian Brenner
(Foto). Im Interview gibt er einen ersten Einblick.
Herr Prof. Brenner, Sie
sind Kinderintensivmediziner. Wie bringen Sie diese Perspektive als
Kongresspräsident des DIVI22 ins Programm ein?
Auf der einen Seite werden wir wie gewohnt thematisch ein breites Publikum
ansprechen, denn der DIVI22 ist der größte interdisziplinäre
notfallintensivmedizinische Kongress im deutschsprachigen Raum – und von dieser
Breite lebt dieser Kongress. Als Kinderintensivmediziner bin ich glücklich
darüber, dass wir auf der anderen Seite viele kinderintensivmedizinische Themen
platzieren konnten, die sicherlich auch für andere Disziplinen interessant
sind.
Was haben
Sie schon konkret geplant?
Es wird beispielsweise das Thema Beatmung bei Kindern als interaktive
Fallsimulation geben. Das wird eine Session über 90 Minuten sein, bei der die
Beatmung von Kindern – in weniger komplexen, aber auch schwierigen Fällen –
simuliert werden wird. Und als neues Format werden wir eine Podiumsdiskussion
zu ethischen, rechtlichen und psychosozialen Herausforderungen in der
Kinderintensivmedizin anbieten. Dabei werden Vertreter aus der Kinderintensivmedizin,
aus der Pflege, aus dem psychosozialen Bereich, aus der Ethik, aus der
Rechtswissenschaft und ein Elternvertreter gemeinsam ihre Sichtweisen auf das
Thema darstellen und miteinander diskutieren. In meinen Augen ist das ein enorm
wichtiges Thema, etwa wenn es um die Frage geht: Kurative oder palliative
Behandlung? Diese Herausforderungen gehen das gesamte Team an: Jede Person, die
in der Betreuung des Patienten involviert ist, ist ein Stück weit in die
weitere Entscheidungsfindung integriert. Insbesondere auch die Eltern und, wenn
sie alt genug sind, die Patienten selbst. Eine weitere Sitzung, auf die ich
mich u. a. sehr freue, geht der Frage nach: Wie mache ich aus einem Team von
Experten ein Expertenteam? Das hat sehr viel mit Kommunikation zu tun.
Was uns
auf das Kongress-Motto zu sprechen bringt. Dieses lautet „Starke Teams durch
Kommunikation”. Warum haben Sie dieses Thema gewählt?
Kommunikation ist enorm wichtig für die Bewältigung hochkomplexer
lebensbedrohlicher Situationen. Denn die überwiegende Anzahl an Fehlern in der
Intensiv- und Notfallmedizin passiert nicht aufgrund unzureichenden Wissens,
sondern aufgrund von Mängeln in unserer Kommunikation. Und weil ich sehr den
Teamgedanken vertrete, ist mir besonders wichtig, dass alle Beteiligten über
hierarchische Ebenen hinweg interdisziplinär und interprofessionell auch gut
miteinander kommunizieren. Die Wege und die Form der Kommunikation entscheiden
darüber, wie wir miteinander zusammenarbeiten und wie gut letztendlich die
Versorgung des Patienten ist. Ich bin überzeugt: Wenn wir strukturiert
kommunizieren und wertschätzend miteinander umgehen, sind wir leistungsfähiger
und können die Versorgung weiter optimieren.
Wie ist es
denn um die interne Kommunikation in der Intensiv- und Notfallmedizin aktuell
bestellt?
Es ist uns in den letzten Jahren noch bewusster geworden, welch wichtige Rolle
die Kommunikation spielt, gerade bei zeitkritischen Problemen in der Notfall-
und Intensivmedizin. Es gibt noch reichlich Optimierungspotential, auch im
Umgang und bei den Gesprächen mit den Patienten und ihren Angehörigen. Hier
wünsche ich mir verpflichtende Kommunikationsseminare.
Können Sie
noch ein bisschen mehr zum Programm sagen?
Es wird natürlich wieder sehr vielfältig. Uns erwartet ein wissenschaftliches
Programm mit mehr als 300 Vorträgen, 21 Fortbildungssitzungen, ein
durchgehendes Pflegeprogramm, Workshops sowie Pro- und Contra-Sitzungen. Das Programm ist bereits unter www.divi22.de veröffentlicht.
Persönlich freue ich mich auch sehr auf die Eröffnungsrede durch Herrn Prof.
Gernot Schulz, einen renommierten Dirigenten. Er wird auf das hochspannende
Thema der nonverbalen Kommunikation eingehen. Außerdem erwarten wir nach zwei
Jahren Pandemiepause mehr als 130 Industriepartner in der Ausstellung. Da wird
es viel zu entdecken geben.
Warum
lohnt es sich, nach Hamburg zu kommen?
Es wird Zeit, sich endlich wieder zu treffen und persönlich auszutauschen. Der
DIVI22 wird in einem komplett revitalisierten CCH stattfinden, mit tollen
Räumlichkeiten. Und Hamburg als Stadt ist natürlich immer eine Reise wert.
Wir sehen uns also in Hamburg!