Die Hälfte der psychiatrischen Einrichtungen in Deutschland schätzt ihre wirtschaftliche Situation als unbefriedigend und nur noch jede zehnte als gut ein. Die Mehrzahl der psychiatrischen Einrichtungen erwartet auch für das laufende Jahr keine Verbesserung der Lage. Das ist das Ergebnis des aktuellen Psychiatrie-Barometers des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI), einer jährlich durchgeführten Repräsentativbefragung psychiatrischer und psychosomatischer Einrichtungen. Hauptgrund für die schwierige wirtschaftliche Lage sind die dramatischen inflationsbedingten Kostensteigerungen. Vier von fünf Psychiatrien können die steigenden Personal- und Sachkosten nicht mehr mit ihren Erträgen refinanzieren. Jede zweite Psychiatrie hat in den vergangenen Jahren hierfür auch keine ausreichenden Rücklagen bilden können. Nur 18 Prozent der Psychiatrien beurteilen ihre Liquidität derzeit als gut. „Die Psychiatrien stehen unter demselben Druck wie auch andere Krankenhäuser in Deutschland: Sie müssen mehr ausgeben, als sie einnehmen, da es auch ihnen nicht möglich ist, die Einnahmen an die Inflation anzupassen. Deswegen benötigen wir umgehend einen Inflationsausgleich, sonst verlieren wir immer mehr Einrichtungen. Die Politik darf hier nicht länger dem Krankenhaussterben zuschauen“, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß. Eine große Herausforderung bleibt nach wie vor der Fachkräftemangel. 86 Prozent der psychiatrischen Einrichtungen können offene Stellen im Pflegedienst nicht besetzen. Im Ärztlichen Dienst bleiben in 77 Prozent der Häuser Stellen vakant. Etwa jede zweite Psychiatrie hat Stellenbesetzungsprobleme bei Spezialtherapeuten, Physiotherapeuten und Sozialarbeitern und -pädagogen. Der Fachkräftemangel ist auch der Hauptgrund, warum viele Psychiatrien die Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Personalausstattung in Psychiatrie und Psychosomatik (PPP-RL) nicht vollständig umsetzen können. „Zur Verbesserung der Personalsituation müssen wir alle beitragen. Dass Pflege-Azubis bereits die höchste Vergütung aller Ausbildungsberufe erhalten, ist ein guter Schritt. Aber es muss weitergehen. Wir benötigen mehr digitale Unterstützung, weniger Bürokratie und weniger unnötige Belastungen. Die Krankenhäuser müssen weiter daran arbeiten, hervorragende Arbeitgeber zu werden. Aber dazu benötigen sie auch die passenden Rahmenbedingungen. In der aktuellen Situation, in der die Politik dabei zuschaut, wie Kliniken in die Insolvenz geraten, kann davon keine Rede sein“, sagt DKG-Vorstand Gaß. Die Ergebnisse des Psychiatrie-Barometers 2023 beruhen auf einer Repräsentativbefragung in den psychiatrischen und psychosomatischen Fachkrankenhäusern sowie den Allgemeinkrankenhäusern mit psychiatrischen oder psychosomatischen Fachabteilungen. Die Befragung fand zwischen November 2022 und Februar 2023 statt. Beteiligt haben sich insgesamt 270 Einrichtungen. |