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Immer weniger junge Frauen verhüten mit der klassischen Pille In Niedersachsen werden noch zu viele risikoreichere Präparate verschrieben

Die klassische Pille wird von immer weniger Mädchen und jungen Frauen zur Verhütung angewandt. Lag der Verordnungsanteil der kombinierten oralen Kontrazeptiva im Jahr 2010 noch auf 20-Jahres-Höchststand von 46 Prozent, waren es im vergangenen Jahr nur noch 32 Prozent. Das zeigt eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) auf Basis von GKV-Daten. Die Auswertung ergibt auch, dass noch immer zu viele Präparate mit einem höheren Risiko verschrieben werden. Der Verordnungsanteil risikoreicherer Pillen lag 2021 in Niedersachsen bei 48,6 Prozent – und damit knapp über Bundesdurchschnitt (48,2).

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„Eine Erklärung für den insgesamt rückläufigen Trend bei den Pillenverordnungen kann sein, dass immer mehr jungen Frauen bewusst ist, dass es sich bei der Pille nicht um ein Lifestyle-Präparat handelt, sondern dass in den Hormonhaushalt eingegriffen wird. Das wiederum kann Nebenwirkungen nach sich ziehen“, sagt Dr. Eike Eymers, Ärztin im Stab Medizin des AOK-Bundesverbandes. Zudem seien viele der oralen Kombinationspräparate mit einem erhöhten Risiko für die Bildung von Thrombosen und Embolien verbunden.  

Risikoreiche Präparate noch auf hohem Stand 

In Niedersachsen lag der Verschreibungsanteil risikoreicherer Präparate im vergangenen Jahr bei 48,6 Prozent. „Das ist immer noch sehr viel und kritisch zu bewerten. Denn es gibt auch bei den Kombinationspräparaten durchaus Alternativen, deren niedriges Risiko durch Langzeitstudien belegt ist“, betont Eike Eymers. Insbesondere bei Mädchen und Frauen mit einem erhöhten Grundrisiko wie beispielsweise Übergewicht oder Rauchen sollten bevorzugt risikoärmere Gestagene wie Levonorgestrel zum Einsatz kommen. Hier gebe es noch deutlich Luft nach oben.

Dies zeigt auch eine Detail-Auswertung zu den verschriebenen Wirkstoffen: Demnach blieb der Verordnungsanteil Dienogest bei Versicherten der AOK Niedersachsen auch im Jahr 2021 mit 35 Prozent auf fast gleichem Niveau wie im Vorjahr (36 Prozent). „Und das, obwohl das Risiko dieses Wirkstoffes für venöse Thromboembolien in Kombination mit dem Östrogen Ethinylestradiol um das 1,6-fache erhöht ist“, so Eymers. So rate das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) von der Verordnung bei Risiko-Patientinnen ab. Gleiches gelte vermutlich auch für den Wirkstoff Chlormadinon, dessen Verordnungsanteil bei der AOK Niedersachsen in den vergangenen zwei Jahren bei etwa 9 Prozent stagniert.

Über Risiken und Symptome aufklären lassen

Insbesondere junge Frauen, die sich für die Verhütung mit der Pille entscheiden und erstmals ein orales Kontrazeptivum einnehmen, sollten sich über die Risiken und Symptome aufklären lassen und möglichst auf ein risikoärmeres Präparat zurückgreifen, rät Eymers. Auch Frauen, die schon viele Jahre mit der Pille verhüten, sollten bei Anzeichen einer Thrombose oder Embolie sofort einen Arzt aufsuchen. Symptome für eine Thrombose können sein: starke Schmerzen oder Schwellungen sowie merkliches Spannungs- oder Schweregefühl im Bein sowie eine bläulich-rote Verfärbung oder glänzende Haut. Typische Anzeichen einer Lungenembolie sind plötzlich auftretende Atemnot, atemunabhängiger Brustschmerz, Herzrasen oder unerklärlicher Husten.