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Neue Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung IKK Südwest übernimmt ab sofort Kombi-Test

Seit Anfang Januar können gesetzlich krankenversicherte Frauen ab 35 Jahren alle drei Jahre einen kombinierten Pap-Test und HPV-Test wahrnehmen. Dr. Steffen Wagner von der Saarländischen Krebsgesellschaft sieht darin eine „der wichtigsten Früherkennungsmaßnahmen“ der weltweit vierthäufigsten Krebsart bei Frauen. Der Gynäkologe hält es sogar für möglich, dass diese Krankheit mittel- bis langfristig an medizinischer Bedeutung verliert – das Problem allerdings: die weiterhin geringe HPV-Impfquote. Diese liegt im Saarland zwar nur bei rund 44 %, damit allerdings leicht über dem Bundesschnitt.

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Bislang hatten Frauen die Möglichkeit, den sogenannten Pap-Test im Rahmen einer jährlichen Vorsorge in Anspruch zu nehmen. Dieser Test ermöglicht es, bösartige Zellveränderungen zu erkennen. Bei bestimmten Auffälligkeiten, folgt ein Test auf Humane Papillomviren (HPV). Ab dem 35. Lebensjahr haben Frauen nun alle drei Jahre Anspruch auf einen Pap-Test, dann allerdings unmittelbar in Kombination mit einer HPV-Untersuchung – bei jüngeren Frauen ändert sich am jährlichen Pap-Abstrich, auch als Kassenleistung, nichts.

In der zusätzlichen Kombi-Diagnostik sieht der Saarbrücker Gynäkologe und Vorsitzende der Saarländischen Krebsgesellschaft, Dr. Steffen Wagner, einen wesentlichen Vorteil im Rahmen der Krebsvorsorge. „Es ist erwiesen, dass Frauen über 35 bei positivem HPV-Test ein höheres Krankheitsrisiko für Tumore des Gebärmutterhalses haben. Insofern sichert diese kombinierte Vorsorge die Risikogruppe der Ü35-Generation gleich doppelt ab“, so Wagner und ergänzt: „gefährlich wird es für die Frauen in der Regel dann, wenn die HPV-Infektion chronisch wird“. Bereits dieser Übergang zu einer anhaltenden Infektion kann durch die Doppel-Vorsorge vermieden werden. Bei Frauen, die jünger sind, heilt hingegen eine HPV-Infektion in der Regel aus.

Bei stärkeren Zellveränderungen, die im Rahmen der Kombi-Untersuchung festgestellt werden, kann die Schleimhaut am Muttermund mit einer Art Lupe untersucht werden (Kolpo­skopie). Auch in diesem Fall ist die Kolposkopie ab sofort Standardleistung.

Im Alter von 20 bis 65 Jahren erhalten gesetzlich Versicherte künftig von der IKK Südwest regelmäßig eine Einladung zur Teilnahme an der Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung. Frauen, die Anspruch auf Vorsorgeuntersuchungen haben, können altersunabhängig aber auch ohne eine solche Einladung zum Screening gehen.

Die IKK Südwest empfiehlt außerdem, dass Eltern Ihre Kinder bereits ab dem 9. Lebensjahr impfen lassen und den behandelnden Kinderarzt auf die Möglichkeit der HPV-Schutzimpfung ansprechen. Eine HPV-Impfung kann in der Mehrheit der Fälle den Ausbruch von Gebärmutterhalskrebs verhindern und gleichzeitig sogar vor weiteren Krebsarten schützen. Die IKK Südwest übernimmt die HPV-Schutzimpfung auch für Jungen und Männer schon länger.

Nach Zahlen der Saarländischen Krebsgesellschaft liegt die aktuelle HPV-Impfquote im Saarland bei rund 44 Prozent, bundesweit beträgt sie im Schnitt 42 Prozent. Zum Vergleich: Experten empfehlen deutschlandweit Impfquoten von mindestens 70 Prozent. „In der Bevölkerung fehlt oftmals das Bewusstsein, wie elementar ein frühzeitiger Impfschutz ist“, so IKK Vorstand Prof. Dr. Jörg Loth. „Ein Pieks kann eine der häufigsten Krebsarten verhindern – dahingehend müssen wir als Krankenkasse noch stärker aufklären und das bereits in den Schulen“.

Dr. Steffen Wagner zeigt sich mit Blick auf die Zukunft vorsichtig optimistisch: „Ich glaube, dass Gebärmutterhalskrebs in drei bis vier Jahrzehnten an medizinischer Bedeutung verlieren kann – allerdings nur dann, wenn sich mehr Mädchen und Jungen impfen lassen und ihre Vorsorge ernst nehmen. Vorsorge ist das beste Mittel gegen Krebs“.

Hintergrund

Risikofaktoren, die den Ausbruch einer HPV-Infektion – als Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs – begünstigen, sind unter anderem ungeschützter Geschlechtsverkehr und Rauchen.

Laut einer aktuellen Auswertung gab es im Saarland unter den IKK Südwest-Versicherten im Jahr 2018 153 Fälle von diagnostiziertem Gebärmutterhalskrebs. Mit Blick auf die vergangenen drei Jahre hat sich die Fallzahl – altersgruppenübergreifend – nicht signifikant verändert. Diese Entwicklung bestätigt sich auch unter den IKK Südwest-Versicherten in Rheinland-Pfalz und in Hessen. Dort waren unter den IKK Südwest-Versicherten im Jahr 2018 393 bzw. 151 Versicherte am Zervixkarzinom erkrankt.