Multiple Sklerose ist die häufigste chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. In Niedersachsen leben rund 24.000 Menschen mit dieser Diagnose und leiden häufig unter schweren körperlichen, kognitiven und emotionalen Beeinträchtigungen. Doch wie werden MS-Patienten aktuell medizinisch versorgt? Und wie kann ihnen noch besser geholfen werden? Um das herauszufinden, startet heute das Kooperationsprojekt „MS-PoV – Multiple Sklerose – Patientenorientierte Versorgung in Niedersachsen“.
Für dieses bislang einzigartige Projekt haben sich Forschungseinrichtungen, Kostenträger und Patientenverbände zusammengeschlossen. Federführend ist dabei die Medizinische Hochschule Hannover, vertreten durch das Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung. Weitere Projektpartner sind die Universität Oldenburg mit dem Department für Versorgungsforschung sowie dem Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik, die AOK Niedersachsen und die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) als Verband der MS-Betroffenen mit der MS-Forschungs- und Projektentwicklungs-gGmbH der DMSG (Bundes- und Landesverband).
Der Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses fördert das Versorgungsforschungsprojekt „MS-PoV – Multiple Sklerose – Patientenorientierte Versorgung in Niedersachsen“ mit insgesamt 1,3 Millionen Euro.
Die Idee zu dem Projekt entstand ursprünglich aus einer Initiative von MS-Betroffenen in Niedersachsen, die für sich selbst Defizite in der medizinischen Versorgung wahrgenommen haben. In den kommenden drei Jahren wird mittels der Befragung von Betroffenen und behandelnden Ärzten sowie der Auswertung von Abrechnungsdaten der gesetzlichen Krankenkassen und Daten des Multiple Sklerose Registers zunächst ein Bild der aktuellen Versorgung von MS-Patienten entstehen. Im zweiten Schritt werden daraus konkrete Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Versorgung abgeleitet.
„Mit der Nutzung und Kombination der unterschiedlichen Datenquellen werden wir die aktuelle Versorgungssituation umfassend darstellen, Versorgungsbedarfe identifizieren und die Leitliniengerechtigkeit abbilden können“, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Christian Krauth von der Medizinischen Hochschule Hannover den innovativen Ansatz des Projekts.
„Als Gesundheitskasse ist für uns besonders wichtig, erkrankten Versicherten die bestmögliche Unterstützung zukommen zu lassen. Dafür ist es notwendig, unser Vorgehen ständig zu analysieren. Mit dem interdisziplinär angelegten Projekt zur Versorgung von Multiple-Sklerose-Patienten in Niedersachsen werden wir die Möglichkeit eröffnen, neue und innovative Versorgungswege zu beschreiten“, sagt Dr. Jürgen Peter, Vorstandsvorsitzender der AOK Niedersachsen.
Die DMSG Niedersachsen wird das Projekt intensiv begleiten und eine hohe Patientenorientierung sicherstellen. Die neurologische Fachkompetenz wird dabei über den ärztlichen Beirat und hinzugezogene MS-Experten gewährleistet. „Die Versorgung sollte sich immer an den neuesten medizinischen Erkenntnissen orientieren, dabei müssen aber immer die Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigt werden. Nur so kann eine gute Versorgung gelingen. Im Rahmen des Projektes interessiert uns insbesondere auch, wie sich der Zugang zur ärztlichen und medikamentösen sowie zur Hilfsmittel-Versorgung regional und zwischen städtischen und ländlichen Regionen unterscheidet“, ergänzen Klaus-Peter Kubiak und der Neurologe Prof. Dr. med. Fedor Heidenreich vom Vorstand der DMSG-Niedersachsen.