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VdK-Studien: Armutsfalle Nächstenpflege – VdK fordert Lohn für pflegende Angehörige

  • VdK-Präsidentin Verena Bentele: Nächstenpflege finanziell für Angehörige aufwerten, damit Deutschland kein Pflegedesaster droht
  • DIW Berlin: Lohn oder Lohnersatz können Armutsrisiko dämpfen
  • Pflegewissenschaftler Büscher: Verzicht auf Pflegeleistungen wegen finanzieller Sorgen ist Alltag

„Nächstenpflege macht arm! Das ist die erschütternde Wahrheit, die wir mit diesen aktuellen Zahlen genau belegen können“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele bei der Vorstellung von zwei Studien zur finanziellen Situation pflegender Angehöriger bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Berlin. „Wir appellieren dringend an die Bundesregierung, pflegende Angehörige endlich finanziell besser abzusichern und das Armutsrisiko zu bekämpfen.“

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Jeder fünfte pflegende Angehörige ist armutsgefährdet, bei pflegenden Frauen ist es sogar jede vierte. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW Berlin) nach einer Auswertung der Daten des sozio-ökonomischen Panels.

Als einen Weg aus der Armut fordert VdK-Präsidentin Verena Bentele einen Lohn für pflegende Angehörige. Dr. Johannes Geyer vom DIW Berlin berechnete im Auftrag des VdK, dass sowohl ein Lohnersatz als auch ein fester Lohn für pflegende Angehörige das Armutsrisiko deutlich verringern können.

Der Lohnersatz richtet sich nach dem letzten Gehalt, der Lohn dagegen nach dem Pflegegrad des Pflegebedürftigen und damit nach der tatsächlichen Tätigkeit. Letzteres helfe insbesondere Frauen, die bereits ihre Wochenarbeitszeit reduziert oder ihren Job ganz aufgegeben haben, sowie Eltern von pflegebedürftigen Kindern. Damit sinke die Armutsgefährdungsquote von pflegenden Frauen am deutlichsten, so Dr. Geyer.

Der VdK fordert die Bundesregierung auf, schnell die im Koalitionsvertrag versprochene Leistung für pflegende Angehörige zu schaffen. VdK-Präsidentin Verena Bentele sagt: „Die Höhe sollte sich nach dem Aufwand der Pflege richten, nicht nach dem letzten Gehalt. Die Pflege durch eine Geringverdienerin ist genauso viel wert wie die Pflege durch einen Gutverdiener.“

Die Online-Befragung der Hochschule Osnabrück, die von dem Pflegewissenschaftler Prof. Dr. Dr. Andreas Büscher 2021 im Auftrag des VdK durchgeführt wurde, liefert weitere wichtige Erkenntnisse zur finanziellen Lage pflegender Angehöriger.

49 Prozent aller Pflegenden, die nicht mehr Vollzeit erwerbstätig sind, geben an, dass sie ihre Arbeitszeit aufgrund der Pflege reduziert haben. So verlieren sie Rentenpunkte und Einkommen. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen weiter: Für ein Drittel der Pflegenden sind finanzielle Sorgen ein täglicher Begleiter. Sie verzichten aus Kostengründen sogar auf wichtige professionelle Entlastung. Die Wahl der Pflegeleistungen wird davon bestimmt, wie viel ein Haushalt bezahlen kann. Über 50 Prozent geben an, Leistungen wie Pflegedienst, Tages-, Verhinderungs- oder Kurzzeitpflege nicht in Anspruch zu nehmen, weil sie zu viel dazuzahlen müssten.

VdK-Präsidentin Verena Bentele sagt: „Es ist schockierend zu sehen, dass aus finanzieller Sorge heraus auf professionelle Unterstützung und Entlastung verzichtet wird. Wir müssen die Nächstenpflege jetzt stärken, damit Deutschland kein Pflegedesaster droht. Pflegende Angehörige brauchen eine stabile finanzielle Basis, die ihnen ein gutes Auskommen jetzt und in der Rente sichert und auch für ihre Kranken-, Pflege und Arbeitslosenversicherung sorgt.“

Pressekontakt: Julia Frediani, Mobil: 0151 26163180, presse@vdk.de

Ab 10:00 Uhr: Livestream der Pressekonferenz, Presse-Material zum Download und Bildmaterial: