Die Sicherung der Atemwege stellt eine der zentralen Aufgaben der Notfallmedizin dar und zählt somit bei vitaler Indikation zu den wichtigsten durchzuführenden Maßnahmen. Das Atemwegsmanagement beim prähospitalen Notfallpatienten erfolgt zumeist unter hohem Zeit- und Erfolgsdruck und ist dabei viel schwieriger als unter den elektiven Bedingungen in der Klinik. Umso wichtiger ist ein Konsens aller an der prähospitalen Notfallversorgung beteiligten Fachdisziplinen darüber, wie eine moderne und angemessene Weiterbildung für das prähospitale Atemwegsmanagement auszusehen hat. Das war bisher nicht der Fall: Während die aktuelle Musterweiterbildungsverordnung der Bundesärztekammer für die Zusatzweiterbildung „Notfallmedizin“ (Stand: November 2018) das Durchführen von 50 Intubationen empfiehlt, liegt die Messlatte der seit 2019 geltenden S1-AWMF-Leitlinie „Prähospitales Atemwegsmanagement“ bei 100 Intubationen. Um dieses Dilemma zu lösen, hat die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) zur konstruktiven Diskussion mit Vertreterinnen und Vertretern weiterer Fachdisziplinen (Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin, Deutsche Gesellschaft für Chirurgie und Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin) aufgerufen. Daraus entstanden ist nun ein kompaktes Positionspapier, das auch eine sinnvolle Lösung für das Dilemma vorschlägt – und somit die Patientensicherheit erhöhen kann.
DIVI-Kursformat „ANNA“ kann Diskrepanz in Weiterbildung auflösen
Insgesamt acht Thesen zu
Weiterbildungsinhalten beim prähospitalen Atemwegsmanagement werden in dem
Positionspapier formuliert. Ein gangbarer Weg für dasjenige Fachpersonal, das
bisher mit nur 50 Intubationen weitergebildet wurde, ist demnach die Teilnahme
an Kursen zur Vermittlung der Kompetenzen im prähospitalen Atemwegsmanagement
wie dem interdisziplinären DIVI-Kursformat „ANNA“ (Atemwegsmanagement und
Narkose in Notfall- und Akutmedizin). „Dieser Kurs lehrt mit viel
Hintergrundwissen und fallbasiert alle Möglichkeiten des Atemwegsmanagements
sowie Intubationsmöglichkeiten am Modell. In unseren Augen werden die
Teilnehmenden dadurch bestens vorbereitet und die „Weiterbildungslücke“ wird
geschlossen“, sagt DIVI-Generalsekretär PD Dr. Florian Hoffmann (linkes Foto).
Wünschenswert wäre aus DIVI-Sicht, wenn die Bundesärztekammer diese Vorschläge
in der kommenden Überarbeitung der Musterweiterbildungsverordnung
berücksichtigt. „Über die sich nun etablierende DIVI-Akademie werden wir in
Zukunft viele weitere Kurskonzepte wie „ANNA“ entwickeln und so die
Patientensicherheit kontinuierlich verbessern“, so Prof. Dr. Andreas Markewitz
(rechtes Foto), der ebenfalls an der Erstellung des Positionspapiers beteiligte
medizinische Geschäftsführer der DIVI.