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Zu viele Menschen in Hessen verhüten mit risikoreicher Pille

In Hessen werden noch immer zu viele kombinierte orale Kontrazeptiva, auch als klassische Pille bekannt, mit einem höheren Risiko verordnet. Im Jahr 2021 lag der Verordnungsanteil dieser risikoreicheren Präparate in Hessen bei 45,7 Prozent und damit nur knapp anderthalb Prozentpunkte unter dem Wert des Vorjahres. Allerdings: Das ist gleichzeitig auch einer der niedrigsten Werte in Deutschland.

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Im Saarland lag der Wert bei 51,7, in Brandenburg bei 51,2 Prozent. Das zeigt eine aktuelle Analyse der GKV-Verordnungsdaten, die dem Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) vorliegen. „Gleichwohl sind 45,7 Prozent sehr viel und kritisch zu bewerten. Denn es gibt auch bei den Kombinationspräparaten durchaus Alternativen, deren niedriges Risiko durch Langzeitstudien belegt ist“, betont Dr. Christoph-Gérard Stein aus dem Medizinischen Kompetenz-Center der AOK Hessen. Insbesondere bei Mädchen und Frauen mit einem erhöhten Grundrisiko wie beispielsweise Übergewicht oder Rauchen sollten bevorzugt risikoärmere Gestagene wie Levonorgestrel zum Einsatz kommen. Hier gebe es noch deutlich Luft nach oben. Eine Alternative bietet ein neues Gestagen-Monopräparat, das ein niedrigeres Risiko für Thrombosen und Embolien mit einem guten Empfängnisschutz verbindet: Im vergangenen Jahr auf den Markt gekommen, könnte es die Verordnungspraxis langfristig verändern. Mono-Präparate, die auch als Minipille bezeichnet werden, enthalten nur das Hormon Gestagen. In diesem Falle handelt es sich um Drospirenon. Das neue Präparat bietet mit einem Pearl-Index von 0.73 einen sehr guten Empfängnisschutz und hat laut Studien zugleich ein niedrigeres Risikopotenzial als die kombinierten oralen Kontrazeptiva.