Die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) und die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland (AOK RPS) haben einen Vertrag über die frühzeitige Diagnostik und Behandlung von Begleiterkrankungen des Diabetes und der Hypertonie geschlossen. Davon können Versicherte der AOK RPS mit einer gesicherten Diabetes- und/oder Hypertonie-Diagnose profitieren.
Kommen die typischen Volkskrankheiten der Deutschen zur Sprache, gehören Diabetes und Hypertonie auf jeden Fall dazu. Erhöhter Blutdruck ist nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation weltweit für mehr als die Hälfte aller Schlaganfälle und knapp die Hälfte aller Fälle von ischämischer Herzkrankheit verantwortlich. Zwischen 2009 und 2018 ist die Zahl der gesetzlich versicherten Patientinnen und Patienten in Deutschland mit diagnostizierter Hypertonie laut dem Versorgungsatlas des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung von fast 17 auf rund 19 Millionen gestiegen.
Nach den Ergebnissen des AOK-Gesundheitsatlas Diabetes ist jede und jeder Zwölfte in Deutschland von dieser chronischen Stoffwechselerkrankung betroffen. Insgesamt sind dies rund 7 Millionen Menschen. Eine aktuelle Prognose des Deutschen Diabetes-Zentrums geht davon aus, dass im Jahr 2040 bis zu zwölf Millionen Menschen in Deutschland an Typ-2-Diabetes erkrankt sein werden. In Rheinland-Pfalz leben nach AOK-Berechnungen 356.000 Personen mit Typ-2-Diabetes. Mehr als die Hälfte ist über 70 Jahre alt. Im bundesweiten Vergleich liegt Rheinland-Pfalz damit sogar leicht über dem Durchschnitt.
Schwerwiegende Krankheitsstadien verhindern
Durch ein frühzeitiges Erkennen der Erkrankungen und eine gezielte Behandlung kann das Eintreten schwerwiegender Krankheitsstadien verhindert oder zumindest verzögert werden. Genau hier setzt der Vertrag, den die KV RLP und die AOK RPS geschlossen haben, an. Im Fokus stehen dabei die folgenden Begleiterkrankungen von Diabetes und Hypertonie: „Neurogene Blase“, bei der die Harnblase ihre normale Funktion aufgrund einer Störung im Nervensystem verloren hat, „Diabetische Neuropathie“, die unterschiedliche Krankheitsbilder umfasst, bei denen Nerven an verschiedenen Stellen im Körper durch hohe Blutzuckerwerte geschädigt sind, „pAVK“, also eine periphere arterielle Verschlusskrankheit, bei der die Blutgefäße verengt sind, die Beine und Arme mit Sauerstoff versorgen, sowie die „Chronische Nierenkrankheit“. Diese Erkrankungen gilt es, in einem frühen Stadium zu erkennen.
Teilnahmeberechtigt sind alle Vertragsärztinnen und -ärzte in Rheinland-Pfalz. „Sie können sich über unser Antragsportal anmelden und den entsprechenden Patientinnen und Patienten die Inhalte des Vertrages vorstellen. Für die Teilnahme erhalten die Praxen eine spezielle Vergütung“, informiert der Vorsitzende des Vorstands der KV RLP Dr. Peter Heinz, der selbst als Allgemeinmediziner tätig ist.
Regelmäßige Kontrollen
Auf Wunsch wird die Patientin bzw. der Patient in den Vertrag eingeschrieben. Bei Verdacht auf eine oder mehrere der aufgeführten Begleiterkrankungen führen die Ärztinnen und Ärzte eine entsprechende Früherkennungsdiagnostik durch. Bestätigt sich der Verdacht auf eine oder mehrere Begleiterkrankungen nicht, kann die Patientin oder der Patient weiterhin am Vertrag teilnehmen. Die Früherkennungsuntersuchung wird in diesem Fall einmal jährlich zur Kontrolle wiederholt. Bei einem positiven Befund werden die betroffenen Patientinnen und Patienten entsprechend behandelt und nehmen etwa regelmäßig an Nachsorgekontrollen teil.
„Der Vertrag ist für unsere Versicherten mit Diabetes oder Bluthochdruck hervorragend. Gerade in den Zeiten der Pandemie haben viele Menschen ihre Früherkennungsuntersuchungen vernachlässigt. Das ist eine gefährliche Entwicklung, der wir mit dem gemeinsamen Vertrag gezielt entgegenwirken möchten“, sagt Dr. Martina Niemeyer, Vorstandsvorsitzende der AOK RPS. „Ich kann nur empfehlen dieses erweiterte, sinnvolle Versorgungsangebot wahrzunehmen.“
Zum AOK-Gesundheitsatlas Diabetes geht es hier: www.aok.de/pk/fileadmin/user_upload/AOK-Rheinland-Pfalz-Saarland/07-Presse/Dokumente/Gesundheitsatlas_Rheinland-Pfalz.pdf