Rund 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt – oft von ihren Angehörigen. Das zeigt eine Auswertung der AOK Bayern. Die Angehörigen sind dadurch oftmals sowohl körperlich als auch seelisch stark belastet. Deshalb unterstützt die AOK Bayern Pflegende mit einer neuen Methode in der Pflegeberatung und erweitert diese damit.
Geschulte AOK-Mitarbeitende bieten jetzt eine Pflegeberatung, die – neben Informationen zu Leistungen für Pflegebedürftige – auch die Bedürfnisse und das Wohlbefinden der pflegenden Angehörigen in den Mittelpunkt stellt. Die Pflegenden identifizieren Problemfelder während der Beratung und werden dabei im Gespräch unterstützt, selbstständig Lösungswege dafür zu finden. Zudem bekommen die pflegenden Angehörigen regelmäßig Informationen zu wichtigen Pflegethemen. „Mit der erweiterten Pflegeberatung haben wir zum Ziel, Überlastungen und Krankheitsphasen bei den pflegenden Angehörigen zu verringern“, so Dr. Irmgard Stippler, Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern. „Wir möchten Pflegende damit gesundheitlich stärken und so die Chancen verbessern, dass Pflegebedürftige so lange wie möglich in ihrem häuslichen Umfeld bleiben können.“
Studie zeigt: Erweiterte Pflegeberatung ist gefragt
Dass die Unterstützung bei den Pflegenden ankommt, zeigt die Studie BerTA, in der die AOK Bayern mit verschiedenen Kooperationspartnern diese neue Methode namens PLiP (Problemlösen in der Pflegeberatung) evaluiert hat. Aufgrund der positiven Ergebnisse wurde PLiP nun standardmäßig in die Pflegeberatung integriert. 98 Prozent der pflegenden Angehörigen, die in der Studie BerTA eine erweiterte Pflegeberatung erhielten, beurteilten deren Qualität als gut oder ausgezeichnet. 96 Prozent stimmten der Aussage vollständig oder überwiegend zu, die bestmögliche Hilfestellung für die eigenen Bedürfnisse erhalten zu haben. Diese Form der Beratung würden 97 Prozent der Pflegenden, die teilnahmen, weiterempfehlen.
Die Teilnehmenden der Studie BerTA konnten mit der Methode Tele.TAnDem zudem sechs Monate lang psychotherapeutische Unterstützung erhalten, wenn sie zusätzliche Hilfe zur Pflegeberatung benötigten. Diese erfolgte ausschließlich telefonisch durch approbierte Psychotherapeutinnen und -therapeuten mit dem Ziel, depressive Symptome zu verringern. Diese telefonische Unterstützung nahmen die Teilnehmenden sehr positiv wahr: 93 Prozent von ihnen würden diese Hilfe wieder in Anspruch nehmen und 96 Prozent eine Empfehlung aussprechen. Inwieweit diese Unterstützung dauerhaft mit der Pflegeberatung verknüpft werden kann, wird gerade geprüft.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung förderte die Studie BerTA mit knapp 2,4 Millionen Euro. Kooperationspartner der AOK Bayern waren die Robert Bosch Gesellschaft für medizinische Forschung in Stuttgart, die Universitäten Jena, Ulm und Hohenheim, die Hochschule Esslingen sowie die AOK Baden-Württemberg. Insgesamt wurden die neuen Methoden zur Unterstützung von pflegenden Angehörigen mit 572 Teilnehmenden in diesem Projekt evaluiert.
Pflegeberatung: zu Hause, telefonisch oder bei der AOK
Die Pflegeberatung der AOK Bayern gibt Hilfestellung bei verschiedenen Aspekten rund um das Thema Pflege. Sie unterstützt beispielsweise bei der Beantragung von Leistungen der Pflegeversicherung, berät bei Fragen zur Verbesserung des Wohnumfelds oder informiert zu Angeboten zur Entlastung der Angehörigen. Die 74 qualifizierten Pflegeberaterinnen und Pflegeberater der AOK Bayern begleiteten jeweils auch die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen. Die Beratungen finden zu Hause, per Telefon oder in den Geschäftsstellen der AOK Bayern statt – je nach Wunsch der Versicherten. Bayernweit fanden bisher in 2022 über 43.950 Telefonate und 2.132 Hausbesuche sowie rund 2.100 persönliche Pflegeberatungen in den AOK-Geschäftsstellen statt.
Digitale Hilfe für Pflegende mit verschiedenen Programmen
Zusätzliche Unterstützung erhalten Pflegebedürftige und ihre Angehörigen über den Online-Pflegekurs unter www.aok.de/bayern/pflegenzuhause. Dieser führt leicht verständlich durch die Grundlagen der Pflege und vermittelt praxisnahes Fachwissen für den Alltag. Außerdem bietet der Familiencoach Pflege, ein Onlineprogramm der AOK, pflegenden Angehörigen Unterstützung bei psychischen Belastungen (www.familiencoach-pflege.de).