gemeinsamen Veranstaltung mit dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek führte Stippler aus, dass künftig jeder Pflegebedürftige unabhängig vom Ort der Leistungserbringung einen Anspruch auf ein Basisbudget (Geldleistung) und ein Sachleistungsbudget – jeweils abhängig vom Pflegegrad – haben sollte. „Durch die Zusammenfassung in Budgets werden individuelle Versorgungslösungen erleichtert. Diese entlasten auch die Angehörigen und zugleich werden die Mittel der Pflegeversicherung effizienter eingesetzt“, so Stippler. Die Versicherten würden dadurch mehr Flexibilität erhalten, was die Gestaltung der Pflege im Alltag angeht. Eine umfassende Pflegeberatung könnte bei der konkreten Umsetzung unterstützen.
Kurzzeitpflege weiterentwickeln
Eine neue Orientierung ist laut Stippler auch in der Kurzzeitpflege erforderlich. Diese sollte zu einem pflegerisch-therapeutischen Versorgungsansatz für alle Pflegebedürftigen weiterentwickelt werden. „Das Ziel ist es, dass die pflegebedürftigen Menschen größtmögliche Selbstständigkeit in einem weitestgehend selbstbestimmten Alltag aufrechterhalten oder wiedererlangen können“, so die Vorstandsvorsitzende der viertgrößten Kranken- und Pflegekasse Deutschlands. Als strukturelle Voraussetzung für diesen sektorenübergreifenden Ansatz sollen Physio- und Ergotherapeuten sowie Logopäden mit in die Kurzzeitpflege eingebunden werden. Die Aufgabe der Pflegekasse könnte es sein, die Partner konzeptionell und sektorenübergreifend zusammen zu bringen und vertrags- und vergütungstechnisch zu unterstützen.
Umfrage: Befragte wünschen sich Lotsensystem
Flexiblere Leistungsangebote und mehr Unterstützung für Angehörige von Pflegebedürftigen wünschen sich auch die Menschen in Bayern, so eine aktuelle und repräsentative AOK-Umfrage. Auf die Frage, welche Maßnahmen außer der Finanzierung und mehr Personal die Situation in der Pflege in Deutschland verbessern würden, zeigt sich, dass den Menschen vor allem die lokale Vernetzung der Pflegestrukturen wichtig ist (44,3 Prozent). Darüber hinaus wünschen sich die Befragten ein Lotsensystem für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen (23,6 Prozent) sowie die Aufhebung der Trennung von ambulant und stationär in der Pflege (19,4 Prozent).
Neues AOK-Projekt stärkt Alltagskompetenz
Im Rahmen der Veranstaltung kündigte Stippler das neue Projekt „BeStärken“ zur Unterstützung und Entlastung pflegender Angehöriger und Pflegebedürftiger an. So sollen Alltagsbegleiter geschult und mit entsprechenden Materialien ausgestattet werden, um Pflegebedürftige mit Übungen etwa zur Sturzprävention oder zum Gedächtnistraining in ihrer Alltagskompetenz zu stärken. Die Idee für das Projekt entstand aus den Erfahrungen der AOK-Pflegeberatung. Bei der Weiterentwicklung und Umsetzung arbeitet die AOK Bayern mit dem Institut für Gesundheit und Generationen der Hochschule Kempten zusammen.
Seit 2019 engagiert sich die AOK Bayern zudem im Rahmen des Förderkonzepts „Pflege in Balance“. Dabei können Krankenhäuser, stationäre Pflegeeinrichtungen sowie ambulante Pflegedienste eine professionelle externe Beratung beauftragen, die die Mitarbeiter bei der Lösung beruflicher oder privater sowie psychischer oder sozialer Belastungen unterstützt. Die AOK Bayern fördert die Einrichtungen finanziell, in dem sie über maximal drei Jahre einen Großteil der Finanzierung übernimmt.