AOK Hessen: Bei bis zu 38 Grad dürfen Büro und Wohnzimmer nicht zum Brutkasten werden
Bad Homburg. Hessen steht vor einer weiteren Hitzewelle. Besonders in Südhessen sind am Wochenende und Anfang der Woche sehr hohe Temperaturen möglich, aber auch zwischen Hofgeismar und Gießen wird viel geschwitzt werden.
Die enorme Wärme führt dabei in vielen Büros und Privathaushalten zu einer Art „Glaubensfrage“: Lüften, ja oder nein? Unbestritten ist, dass morgendliches Stoß- oder Querlüften ein probates Mittel ist, um die Raumtemperatur zumindest zeitweise deutlich zu senken. Aber wie sieht es am Mittag und Nachmittag aus? Hier hört man oft den Rat, alle Fenster geschlossen zu halten und damit die heiße Luft draußen lassen. Doch ist das wirklich eine uneingeschränkt geeignete Methode? Dr. Christoph-Gérard Stein, Mediziner bei der AOK Hessen, hat daran zumindest Zweifel: „Büro und Wohnzimmer werden ohne adäquate Belüftung und Beschattung schnell zu einer Art Brutkasten. Das kann zu einer großen Belastung für den Organismus führen. Wir müssen dafür sorgen, dass sich die überschüssige Wärme in den Räumen und im menschlichen Körper nicht staut, sondern auf unterschiedlichen Wegen abgeführt wird. Es ist ein Zusammenspiel vieler individueller Faktoren, die sich mehr oder weniger beeinflussen lassen. Die Luftzirkulation ist dabei besonders wichtig.“
Ventilatoren ergeben viel Sinn
Aus Steins Sicht ergeben deshalb Ventilatoren auf jeden Fall viel Sinn. Gleichzeitig versteht Stein aber auch diejenigen, die warme Luft gar nicht erst in die Wohnung lassen möchten. Er warnt jedoch: „Dann muss aber auf andere Art ein Luftaustausch hergestellt werden oder zumindest stoßweise gelüftet werden – auch tagsüber.“ Und wie kühlt Dr. Christoph-Gérard Stein sich selbst ab? „Ich reduziere unnötige Wärmequellen, indem ich etwa PC und Drucker nur bei Bedarf anschalte und die Rollläden herunterlasse. Ich trage leichte, luftdurchlässige Kleidung, trinke viele nicht zu kalte Getränke mit möglichst wenig Zucker und lasse mir auch hin und wieder kaltes Wasser über die Unterarme laufen.“ Zu empfehlen seien mehrere kleine Mahlzeiten und frisches, gekühltes Obst wie Wassermelone, verteilt über den Tag. An heißen Sommertagen sind auch kühlende Fußbäder mit etwas Lavendel- oder Pfefferminzöl eine echte Wohltat, sagt Stein. Übrigens: Die Anwendung von bestimmten Arzneimitteln könne sich negativ auf die Hitzeverträglichkeit eines Menschen auswirken. Das sollte im Einzelfall mit der jeweiligen Ärztin oder dem Arzt besprochen werden.
Bevölkerung sieht sich nur teils gut vorbereitet
62 Prozent der Menschen in Hessen meinen, auf große Hitze gut vorbereitet zu sein. Das ergibt sich aus einer telefonischen, repräsentativen Befragung durch INSA-Consulere im Auftrag der AOK Hessen. Doch über ein Drittel (36 Prozent) hat ernsthafte, vor allem gesundheitliche Bedenken. Bei den Ergebnissen fällt auf: Männer glauben eher als Frauen, gut mit der angekündigten Hitzewelle zurechtzukommen (66 Prozent zu 58 Prozent). Über die Hälfte der Befragten (53 Prozent) wünschen sich bei Bewältigung von besonders heißen Sommern Unterstützung durch ihre Gemeinde oder Kommune. „Kreislaufprobleme kommen bei starker Hitzebelastung oft vor. Hohe Temperaturen in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit erschweren zudem das Atmen und können sogar zu Atemnot führen. Daher sollten gerade Lungenpatientinnen und -patienten mit COPD oder Asthma sich ausreichend schützen“, meint AOK-Arzt Stein. Die Sommerhitze belaste außerdem sogar gesunde, aber besonders kranke Nieren sehr. „Betroffene mit chronischer Nierenerkrankung müssen besonders darauf achten, den erhöhten Flüssigkeitsbedarf auszugleichen, ohne dabei zu viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen“, so Stein.
Aktuelle Hitzewarnungen gibt der Deutsche Wetterdienst heraus: https://www.dwd.de/DE/Home