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„Netzwerk Patientensicherheit für das Saarland“ startet Bundesweit in dieser Form bisher einzigartiges Bündnis aus allen Akteuren des Gesundheitswesens will mehr Sicherheit für Patient*innen

Am internationalen Tag der Patientensicherheit (17.09.) haben elf Verbände und Organisationen des Gesundheitswesens im Saarland ihre Absicht bekräftigt, die stationäre und ambulante Versorgung im Saarland noch sicherer zu machen und Patientinnen so noch stärker vor Mängeln und Fehlern zu bewahren. Durch den partnerschaftlichen Zusammenschluss sollen daher regionale Verbesserungsbedarfe in den verschiedenen medizinischen Bereichen besser erkannt und Maßnahmen passgenauer umgesetzt werden, so die Bündnispartner. Die Corona-Pandemie habe sich zusätzlich als Nährboden für die Patientensicherheit erwiesen und damit die Bedeutung einer zuverlässigen Institution im Saarland unterstrichen, so Netzwerk-Initiator und IKK-Südwest-Vorstand Prof. Jörg Loth. Das „Netzwerk Patientensicherheit für das Saarland“ hat im Rahmen einer gemeinsamen Pressekonferenz am 17. September eine Absichtserklärung unterzeichnet, nach der es sich gemeinschaftlich verpflichtet, sich nachhaltig und öffentlichkeitswirksam für eine Stärkung der Patientensicherheit im Saarland zu engagieren und über Maßnahmen verständlich zu informieren und die Öffentlichkeit stärker zu sensibilisieren. Dies kann beispielsweise über gemeinsame Veranstaltungen oder in Form von Informationsmedien geschehen. Als Zielgruppen sollen sowohl die Leistungserbringer und Berufsgruppen im Gesundheitswesen, als auch die Bürgerinnen und Bürger sowie Patientinnen und Patienten angesprochen und erreicht werden. Presseinformation Gerade in der Krise hat sich gezeigt, wie anfällig das Gesundheitssystem im Hinblick auf Patientensicherheit sein kann: verschobene oder ausgefallene Facharzt- und OPTermine, Versorgung an der Haustür aber auch Lücken bei notwendigen Behandlungsmaßnahmen, bis hin zur nicht wahrgenommenen, notwendigen Vorsorgeuntersuchungen. Eine der Folgen war zum Beispiel ein Rückgang der Patientenversorgung in den Krankenhäusern im Saarland um bis zu 40 % im April dieses Jahr, so eine Auswertung der IKK Südwest – mit noch nicht klar vorhersagbaren Folgen, gerade auch für Menschen mit chronischen Erkrankungen. In diesen Bereichen will das Bündnis künftig zu weiteren Erkenntnissen beitragen und prüfen, wie diese im Sinne der Patientensicherheit zu konkreten Maßnahmen weiterentwickelt werden können. Beim offiziellen Start des „Netzwerk Patientensicherheit für das Saarland“ betonen die Bündnispartner, wie wichtig eine enge Kooperation zwischen den unterschiedlichen Akteuren über die Grenzen der Versorgungssektoren sei, um lokale Schwachpunkte in der Versorgung besser zu erkennen und daraus zuverlässige Maßnahmen für die Patient
innen abzuleiten. So freue man sich, diesen Prozess auch gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Saarländischer Patientenfürsprecher unter der Schirmherrschaft der Gesundheitsministerin des Saarlandes, Monika Bachmann, gestalten zu können.
Zwar habe die Corona-Pandemie zu neuen Herausforderungen in der Patientensicherheit geführt, allerdings sieht das Bündnis auch darüber hinaus wesentliche Handlungsbedarfe.
So weist Netzwerk-Initiator Prof. Loth unter anderem darauf hin, dass es
im stationären Bereich bei mehreren hunderttausend Patientinnen jedes Jahr zu vermeidbaren unerwünschten Ereignissen mit rund 20.000 Todesfällen kommt. Die Ursachen dabei liegen mitunter in Kommunikationsdefiziten zwischen Arzt und Patient, in nicht ausreichender Hygiene bis hin zu Eingriffsverwechslungen – also die Verwechslung von Patienten oder Eingriffsarten. Herausforderungen erkennt das Bündnis auch in den Bereichen Digitalisierung im Gesundheitswesen, Arzneimittel-Therapiesicherheit oder Medizinprodukte-Risiken und will sich auch damit in einer Arbeitsgruppe befassen. Auch die Schaffung von mehr Transparenz und die Vermittlung verstärkter gesundheitlicher Bildung, der sog. Health Literacy, um Patienten stärker direkt in den Behandlungsprozess einbeziehen zu können, sind eine der wesentlichen Anknüpfungspunkte in der Patientensicherheit, die das neue Bündnis anführt. „Wenn vermeidbare unerwünschte Ereignisse vorkommen sind die Auswirkungen in erster Linie für den Patientinnen und auch für die am Versorgungsprozess beteiligten
Personen oftmals folgenschwer. Es ist wichtig, nicht erst dann zu reagieren, wenn es zu spät ist, sondern präventive Arbeit zu leisten – mit Blick auf Corona, aber natürlich auch unabhängig davon. Trotz einer modernen und hochwertigen Versorgung im Saarland können immer wieder auch Fehler passieren. Deshalb müssen wir mit dem Herzblut aller an der Versorgung Beteiligten alles dafür tun, diese vermeidbaren Ereignisse
in Zukunft zu verhindern und für mehr Aufmerksamkeit um dieses Thema
sorgen“, so Prof. Dr. Jörg Loth zu den Hintergründen der neuen saarländischen Initiative.
„Mein Dank gilt in erster Linie allen Beteiligten, dass wir uns fortan gemeinsam diesem hochwichtigen Thema annehmen können“.
Hintergrund Patientensicherheit – „unerwünschte Ereignisse“
Patientensicherheit ist gegeben, wenn der Behandlungsprozess reibungslos verlaufen und es nicht zu unerwünschten Ereignissen gekommen ist. Ein so genanntes „unerwünschte Ereignis“ kann beispielsweise eine allergische Reaktion auf ein Medikament sein. Dies hätte vermeidbar sein können (es wurde nicht gefragt, ob der Patient allergisch auf ein Medikament reagiert) oder unvermeidbar (es war nicht bekannt, dass ein
Patient allergisch auf ein Medikament reagieren würde).