AOK

Qualitätsdefizite durch mangelnde Koordination

Bad Homburg. In der medizinischen Versorgung gibt es viel zu wenig Abstimmung untereinander. Die Digitalisierung sei noch nicht weit genug fortgeschritten. Das ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Befragung im Auftrag des AOK durch das Institut Civey. Vorgestellt werden im Folgenden nur Zahlen aus Hessen.

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Geht es darum, was man persönlich in der Gesundheitsversorgung für besonders wichtig erachtet, landet eine verlässlich hohe Qualität auf dem 1. Platz (40,9 Prozent). Einen schnelleren Zugang zu Gesundheitsleistungen wünschen sich 20,4 Prozent. Nur 8,6 Prozent legen großen Wert auf die räumliche Nähe von Praxen, Kliniken und anderen Anbietern. Zu den Ergebnissen merkt Frau Dr. Isabella Erb-Herrmann, Bevollmächtigte des Vorstandes der AOK Hessen, an: „Offensichtlich ist den Hessinnen und Hessen eine qualitativ hochwertige Versorgung viel wichtiger als die Frage, wie weit man dafür im Einzelfall eventuell fahren muss.“ Diese Einsicht sei ein klares Signal an die Politik, viel stärker die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens konsequent am Nutzen und der Qualität für die Versicherten auszurichten.

Vernetzung nicht sehr ausgeprägt

Doch die Kritik geht noch weiter. Gefragt nach den wesentlichen Hindernissen auf dem Weg zu einem besseren Gesundheitssystem, wird die mangelnde Koordination untereinander (42,7 Prozent) besonders häufig genannt. Insofern besteht hier ganz offensichtlich hoher Reformbedarf. Doch was ist der Grund für die defizitäre Abstimmung zwischen den Leistungssektoren? Die meisten Hessinnen und Hessen monieren eine fehlende digitale Vernetzung (56,1 Prozent), gefolgt von einem geringen fachlichen Austausch (49,8 Prozent). Insofern verwundert es nicht, dass heute 53,7 Prozent bei der Frage, ob die Abstimmung zum Beispiel zwischen dem ambulanten und stationären Bereich funktioniert, ein klares Nein setzen. „Diese Informationsbrüche bergen erhebliche Qualitätsrisiken. Das alles ließe sich beheben, wenn die neue Regierung bereit ist, dieses lange bekannte Problem anzugehen“, meint Erb-Herrmann.

Vorschläge liegen auf dem Tisch

Die Befragung offenbart, dass in der heutigen Versorgungsrealität eine qualitätsorientierte Verzahnung der Behandlung noch zu oft an starren Sektorengrenzen sowie fehlender Kommunikation und Zusammenarbeit scheitert. „Aus dem Grund ist es notwendig, die Versorgung in den Regionen neu zu denken und vor allem sektorenübergreifend besser zu steuern. Hierbei sind auch die Möglichkeiten der Digitalisierung stärker zu berücksichtigen“, meint Erb-Herrmann. Die AOK hat hierzu in ihrem Positionspapier zur Bundestagswahl konkrete Vorschläge vorgelegt.