Erklärstück: Krankenhäuser beklagen sich über nicht kostendeckende Einnahmen, gleichzeitig steigen die Krankenhausausgaben der gesetzlichen Krankenkassen immer weiter an. Die SBK Siemens-Betriebskrankenkasse erklärt, was hinter dieser Entwicklung steckt.
Schließende Geburtsstationen und Kliniken, überfüllte Notaufnahmen, insolvente Krankenhäuser – die Kliniklandschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen. Gleichzeitig zeigt ein Blick in die Statistiken der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV), dass die Ausgaben für Krankenhäuser von Jahr zu Jahr deutlich steigen. Wie es zu dieser Entwicklung kommt, erläutert die SBK Siemens-Betriebskrankenkasse. Wie haben sich die Krankenhausausgaben der GKV entwickelt? Beispielhaft lohnt ein Blick auf die Entwicklung bei der SBK. Ein Vergleich der jährlichen Geschäftsberichte zeigt: 2019 lagen die Ausgaben für die Krankenhausbehandlungen bei rund 1,01 Milliarden Euro. 2023 waren es 1,26 Milliarden. Das ist eine Steigerung von fast 25 Prozent. Und die Entwicklung geht weiter: Im ersten Halbjahr 2024 hat die SBK bereits rund 5 Prozent mehr für die Krankenhausversorgung ihrer Versicherten ausgegeben als im gleichen Zeitraum 2023. Insgesamt macht das 30 Mio. Euro aus. Die SBK unterscheidet sich in diesem Punkt nicht wesentlich von anderen Krankenkassen. Zwischen 2019 und 2023 stiegen die Ausgaben für Krankenhausbehandlung der Gesamt-GKV von 80,34 auf 93,95 Mrd. Euro, ein Plus von rund 17 Prozent. Gehen denn mehr Menschen ins Krankenhaus als früher? Aktuell sehen wir einen Anstieg der Neuaufnahmen. Waren es 2022 rund 75.000 Neuaufnahmen von Januar bis Mai, stieg die Zahl im Jahr 2023 auf 79.000 und im Jahr 2024 auf 82.000 an. Das entspricht einer Steigerung von 3,8 Prozent vom letzten auf dieses Jahr. Im Vergleich zu 2019 sehen wir jedoch einen Rückgang. Während wir 2019 noch 216.500 Neuaufnahmen hatten, waren es im Jahr 2023 nur noch 198.000 Neuaufnahmen. Das heißt konkret: Die Tendenz ist zwar steigend, aber es werden immer noch weniger Menschen im Krankenhaus behandelt als vor der Corona-Pandemie. Das Resultat: leere Betten in den Krankenhäusern, die finanziert werden müssen, aber nicht für die Versorgung genutzt werden. Wie haben sich die Kosten pro Krankenhausfall entwickelt? Hauptursache für die Kostendynamik sind also nicht stark wachsende Fallzahlen. Ein Grund liegt in den Kosten pro Fall: Die Behandlung jedes einzelnen Patienten, der ins Krankenhaus geht, kostet heute deutlich mehr als früher. Im Durchschnitt hat die SBK 2019 pro Krankenhausfall 3.855,76 Euro bezahlt, 2023 waren es hingegen 4.961,36 Euro. Das entspricht einem Plus von 29 Prozent in vier Jahren. Dass die Kosten pro Fall steigen, hat mehrere Ursachen: Da ist zum einen der medizinische Fortschritt. Die heutigen Möglichkeiten und Behandlungsmethoden, neue Arzneimittel – all das kostet Geld. Hinzu kommt unter anderem noch die allgemeine Preissteigerung, die Inflation sowie gestiegene Personal- und Pflegekosten. Exkurs Pflegebudget: Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wurden 2020 die Pflegepersonalkosten der Krankenhäuser aus den DRG-Fallpauschalen ausgegliedert. Sie werden jetzt parallel zu den Fallpauschalen über ein krankenhausindividuelles Pflegebudget finanziert. Seitdem ist eine separate Betrachtung der Pflegekosten überhaupt erst möglich. Der Blick auf die Zahlen zeigt ein klares Bild: Während die Gesamtkosten (GKV) im Jahr 2019 bei 14,7 Milliarden lagen, sind sie bis 2023 auf 20 Milliarden angestiegen. Das entspricht einer Steigerung von 36 Prozent in nur vier Jahren. Die Bundesländer haben ebenfalls eine Finanzierungsverantwortung für die Krankenhäuser. Wie haben sich hier die Ausgaben entwickelt? Die Bundesländer sind verantwortlich für die Finanzierung von Investitionen der Krankenhausinfrastruktur. Das Volumen an Investitionen sinkt im Bundesdurchschnitt stetig. Von 1991 bis 2020 stand je Krankenhaus-Bett preisbereinigt – also ohne Einflüsse wie die Inflation – ca. 25 Prozent weniger Geld zur Verfügung. Wie können wir das Dilemma immer weiter steigender Behandlungskosten und sinkender Investitionskosten lösen? Demografischer Wandel, medizinischer Fortschritt, Fachkräftemangel – all das sind Faktoren, die sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern werden. Sie werden fortbestehen und die Kosten für die Krankenhausbehandlungen weiter nach oben treiben. Gleichzeitig sinkt die Beteiligung der Länder an den Krankenhauskosten. Derzeit fangen die Versicherten diese Kostenlücke mit steigenden Beiträgen auf. Darüber hinaus haben wir eine Qualitätsdiskussion: Unsere Versorgung ist im internationalen Vergleich zwar teuer, aber qualitativ nur mittelmäßig. Deshalb ist es ein wichtiger Schritt, in der aktuellen Reformdiskussion bestehende Strukturen und Prozesse zu hinterfragen und transparent machen, wo und wie Menschen mit einem angemessenen Ressourceneinsatz gut behandelt werden können. Zum Pressebereich mit allen Meldungen |