Die Zahl der Früherkennungsuntersuchungen ist im ersten Corona-Jahr um mehr als acht Millionen eingebrochen. Das geht aus dem Arztreport 2022 der BARMER hervor, der über 30 ärztliche Abrechnungsziffern für verschiedene Untersuchungen ausgewertet hat. Dabei hat der Report die Inanspruchnahme von Tests verglichen, die in den Jahren 2019 und 2020 Kassenleistung waren und in beiden Jahren mit der jeweils selben Ziffer abgerechnet wurden. Hier gab es im Jahresvergleich einen Rückgang von 33,2 Millionen auf 25,5 Millionen Untersuchungen. Dies entspricht einem Minus von 23 Prozent. „Die Corona-Pandemie hat für einen deutlichen Rückgang bei Früherkennungsuntersuchungen gesorgt. Sie sollten aber nicht auf die lange Bank geschoben werden, denn sie können Leben retten. Wer auf Früherkennungsuntersuchungen während der Pandemie verzichtet hat, sollte sie möglichst zeitnah nachholen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der BARMER, Prof. Dr. med. Christoph Straub.
Darmkrebsfrüherkennung um mehr als 20 Prozent gesunken
Laut BARMER-Arztreport ist vom Jahr 2019 auf 2020 allein die Zahl der Gesundheitsuntersuchungen bei Erwachsenen von rund 11,7 Millionen auf 7,4 Millionen in Deutschland zurückgegangen. Das entspricht einem Minus von 37 Prozent. Bei der Hautkrebsfrüherkennungsuntersuchung sank die Zahl der Tests von 8,7 Millionen auf 6,9 Millionen und bei den Tests auf verborgenes Blut im Stuhl zur Darmkrebsfrüherkennung von 3,6 Millionen auf etwa 2,8 Millionen. Der Rückgang beträgt hier jeweils mehr als 20 Prozent. „Darmkrebs ist besonders tückisch, weil er lange Zeit symptomlos bleibt. Deshalb ist die Darmkrebsvorsorge besonders wichtig“, sagt Prof. Dr. Joachim Szecsenyi,Autor des Arztreports und Geschäftsführer des aQua-Instituts in Göttingen. Gerade in Pandemiezeiten, in der Menschen aus Sorge vor einer Infektion nicht in die Arztpraxis gingen, sei ein niedrigschwelliger Zugang zu Früherkennungsuntersuchungen wichtig. Deshalb habe die BARMER ihr Vorsorgeprogramm erweitert und biete mit der „Digitalen Darmkrebsfrüherkennung“ erstmals einen Test für zu Hause an, so Straub. Dabei würden Anspruchsberechtigte über die BARMER-App zur Früherkennung eingeladen. Per Link könne ein immunologischer Stuhltest angefordert und zur kostenlosen Auswertung in ein Labor geschickt werden. Der Befund würde dann per Brief mitgeteilt. Den Test könnten BARMER-Versicherte bereits ab dem Alter von 40 Jahren erhalten. Gesetzlich sei er erst ab 50 Jahren vorgesehen.
Weniger Brustkrebs-Früherkennungsuntersuchungen
Laut dem Arztreport der BARMER ist darüber hinaus die Brustkrebsfrüherkennung in der Pandemie weniger in Anspruch genommen worden. So sank die Zahl der Teilnehmerinnen am Mammographie-Screening von knapp drei Millionen auf 2,7 Millionen. Das entspricht einem Rückgang um 9,4 Prozent vom Jahr 2019 auf 2020. „Zu Beginn der Pandemie war das Einladungsverfahren zum Mammographie-Screening ausgesetzt, weil in den Praxen Schutzausrüstungen fehlten. Das darf sich nicht wiederholen. Die Schutzmaterialien sollten zentralisiert vorgehalten werden, damit zum Beispiel Früherkennungsuntersuchungen nicht wieder ausgesetzt werden müssen“, fordert BARMER-Vorstandsvorsitzender Straub.
Das komplette Pressematerial unter: https://www.barmer.de/presse/infothek/studien-und-reporte/arztreporte.
Interaktive Grafiken zur Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen unter: www.bifg.de/Y925GZ.